Langfristiger Joghurt-Konsum mit geringerem Auftreten bestimmter Arten von Darmkrebs verbunden
Forscher untersuchten die Rolle der langfristigen Ernährung und der Darmbakterien bei Darmkrebs anhand von Daten von Teilnehmern, die drei Jahrzehnte lang beobachtet worden waren. Sie fanden heraus, dass Menschen, die zwei oder mehr Portionen Joghurt pro Woche konsumierten, tendenziell niedrigere Raten an Darmkrebs hatten, die positiv für Bifidobacterium waren. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass der Joghurtkonsum das Mikrobiom verändern und damit eine schützende Wirkung für einige Arten von Darmkrebs haben könnte.
Journal Reference: Satoko Ugai, Li Liu, Keisuke Kosumi, Hidetaka Kawamura, Tsuyoshi Hamada, Kosuke Mima, Kota Arima, Kazuo Okadome, Qian Yao, Kosuke Matsuda, Yuxue Zhong, Hiroki Mizuno, Andrew T. Chan, Wendy S. Garrett, Mingyang Song, Marios Giannakis, Edward L. Giovannucci, Xuehong Zhang, Shuji Ogino, Tomotaka Ugai. Long-term yogurt intake and colorectal cancer incidence subclassified by Bifidobacterium abundance in tumor. Gut Microbes, 2025; 17 (1) DOI: 10.1080/19490976.2025.2452237
Todeswünsche u. Lebenswille bei unheilbar Erkrankten-Neue Erkenntnisse zu scheinbar widersprüchlichen Phänomenen
Uniklinik Köln
Einige unheilbar kranke Patientinnen und Patienten tragen Todeswunsch und Lebenswillen gleichzeitig in sich. Nicht erst seit der Abschaffung des §217 Strafgesetzbuch und damit des Verbots auf Wiederholung angelegter (ärztlicher) Assistenz bei der Selbsttötung sind Fragen nach dem angemessenen Umgang mit Todeswünschen wieder stärker präsent. Das Erkennen und Begleiten von Todeswünschen stellt haupt- und ehrenamtliche Mitarbeitende der Gesundheitsversorgung regelmäßig vor Herausforderungen. Durch einen am Zentrum für Palliativmedizin der Uniklinik Köln neu entwickelten Kurzfragebogen sind Todeswünsche jetzt klarer messbar.
…
Die neue international validierte Kurzform eines Fragebogens zum Screening des Wunsches nach vorzeitigem Versterben (wish to hasten death) ist seit dem 14.01.2025 im Journal “Palliative & Supportive Care” publiziert. Als Teil des breiten Phänomens der Todeswünsche stellt der Wunsch nach vorzeitigem Versterben eine Ausprägung mit stärkerem suizidalen Handlungsdruck dar. Eine adäquate Erfassung ist somit sowohl für den klinischen Alltag als auch für die Forschung von großer Relevanz.
Anhand einer zwei Jahrzehnte umfassenden internationalen Stichprobe von 1.156 Patientinnen und Patienten aus den USA, Spanien und Deutschland wurde der bestehende Schedule of Attitudes Toward Hastened Death (SAHD) weiterentwickelt. Eine Mischung aus theoriebasierter und anwendungspraktischer inhaltlicher Kürzung des Fragebogens auf zehn Items zusammen mit der anschließenden statistischen Validierung stellt die besondere Eignung des SAHD-10 zur Erfassung von Todeswünschen sicher. Der deutschsprachige Fragebogen steht allen Interessierten für die Nutzung in Klinik und Forschung kostenlos zur Verfügung.
Link: https://idw-online.de/de/news847402
Originalpublikation: Kremeike K, Bostrom K, Dojan T, Montforte-Royo C, Rosenfeld B,
Voltz R, Rietz C, Strupp J (2025) SAHD-10: Development and initial validation of a short version of the Schedule of Attitudes Toward Hastened Death based on a large multinational sample. Palliative and Supportive Care 23, e14, 1–10. DOI: 10.1017/S1478951524001524
Maus-Studie zeigt gestörte Zell-Entwicklung: Intervallfasten könnte Heranwachsenden schaden
Technische Universität München
Das Alter spielt beim langfristigen Intervallfasten eine entscheidende Rolle. Zu diesem Ergebnis kommen Forschende der Technischen Universität München (TUM), des LMU Klinikums München und von Helmholtz Munich in einer aktuellen Studie. Im Versuch mit Mäusen unterschiedlicher Altersklassen zeigte sich, dass Intervallfasten bei Heranwachsenden die Entwicklung von Zellen stört, die für die Produktion von Insulin zuständig sind. Die Ergebnisse könnten auf den Menschen übertragbar sein.
Link: https://idw-online.de/de/news847415
Wächter hält Zellen auf Kurs – neue Perspektiven für die Behandlung von Leberkrebs
Deutsches Krebsforschungszentrum
Ein Wächtermolekül passt darauf auf, dass die Zellen der Leber nicht ihre Identität verlieren. Das haben Forschende vom DKFZ, vom Hector Institut für Translationale Hirnforschung (HITBR) und vom Europäischen Laboratorium für Molekularbiologie (EMBL) herausgefunden. Für die Krebsmedizin ist die Entdeckung von großem Interesse, weil ein Identitätswechsel von Zellen seit einigen Jahren als grundlegendes Prinzip der Krebsentstehung in den Fokus gerückt ist. Die Heidelberger Forschenden konnten zeigen, dass der neu entdeckte Wächter so mächtig ist, dass er nachweislich hochpotente Krebstreiber ausbremsen und bei Mäusen bösartige Lebertumoren zur Rückbildung bringen kann.
In der Regel wird die Identität von Zellen während der Embryonalentwicklung festgelegt. Sie differenzieren zum Beispiel zu Nervenzellen oder zu Leberzellen, damit ist dann ihr Schicksal besiegelt. Nur die Stammzellen behalten die Fähigkeit, sich in unterschiedliche Richtungen zu entwickeln. Einmal ausdifferenzierte Zellen jedoch bleiben normalerweise auf Kurs.
Anders ist es bei Krebszellen. Sie haben die erstaunliche Fähigkeit, embryonale Programme wieder anzuschalten und so ihre Identität – ihren Phänotyp – zu wechseln. Diese Fähigkeit wird als – ungewollte oder abnorme – Plastizität bezeichnet. Sie versetzt Tumorzellen unter anderem in die Lage, sich aus dem Zellverbund zu lösen und durch den Körper zu wandern. Im Zielorgan angekommen, differenzieren sich die Zellen erneut um, werden wieder sesshaft und bilden an dieser Stelle Metastasen.
„Es ist noch gar nicht lange her, dass man die Bedeutung der Plastizität als grundlegendes Phänomen bei Krebs erkannt hat“, erklärt der Molekularbiologe Moritz Mall vom DKFZ. Sein Team verfolgt das Ziel, die Plastizität von Krebszellen zu vermindern und so die Entstehung bzw. Ausbreitung bösartiger Tumoren zu unterbinden. Dazu muss man erst einmal wissen, wie die Plastizität von Zellen reguliert wird. Grundsätzlich haben fast alle Zellen im Körper ein identisches Genom (Erbmaterial). Wie ist es dann aber möglich, dass so unterschiedliche und hochspezialisierte Zelltypen wie zum Beispiel Nervenzellen oder Leberzellen entstehen?
„Das ist nur möglich, weil die Zellen über ein ausgeklügeltes Kontrollnetzwerk verfügen“, erklärt Moritz Mall. „Dabei sind – ähnlich wie Yin und Yang – komplementäre Kräfte wirksam.“ Diese sorgen dafür, dass je nach Zelltyp nur bestimmte Gene angeschaltet sind, während andere auf Dauer stillgelegt werden. Eine zentrale Rolle spielen dabei die Masterregulatoren. Sie schalten Gene an, unter deren Einfluss spezialisierte Zellen ihren Typ verändern und sogar Stammzelleigenschaften erlangen können.
Wenig bekannt ist dagegen bislang über die Gegenspieler – über diejenigen Kontrollinstanzen, die eine ungewollte (Rück-)Verwandlung ausdifferenzierter Zellen verhindern, indem sie bestimmte Gene abschalten. Über solche Wächter wollte Moritz Mall gemeinsam mit Judith Zaugg vom EMBL mehr herausfinden. Computergestützt fahndeten die Forschenden nach Genschaltern, die als Wächter in Frage kommen. „Dazu haben wir ein Computerprogramm entwickelt, das Kandidaten auf die wesentlichen Eigenschaften hin überprüft, die ein Wächtermolekül mit sich bringen muss“, erläutert Judith Zaugg. „Anschließend haben wir die Profile von mehr als tausend Genschaltern durch den Computer geschickt, wobei wir auf große Datenbanken mit Forschungsergebnissen zugreifen konnten.“
Das Forscherteam fand knapp 30 verschiedene Wächter-Kandidaten und entschied sich, einen davon weiter zu verfolgen: PROX1 (Prospero homeobox protein 1). Untersuchungen am Leberkrebsmodell zeigten, dass das Team einen Treffer gelandet hatte. Dazu Moritz Mall: „Tatsächlich stellte sich heraus: PROX1 ist ein sehr einflussreicher Wächter in Leberzellen. Fehlt er, verändern die Leberzellen ihren Phänotyp. Und umgekehrt lässt sich durch eine experimentell herbeigeführte Aktivitätssteigerung des Wächters die Wandlungsfähigkeit von Tumorzellen reduzieren. Wir waren überrascht, wie mächtig der Einfluss von PROX1 ist. Wir haben das Wächtermolekül an Mäusen getestet, die hochpotente Krebsmutationen in den Genen p53 und Myc aufwiesen. PROX1 war in der Lage, den Einfluss derart starker Krebstreiber auszuhebeln und trotz deren Anwesenheit die Bildung von Tumoren zu unterdrücken.“
…
Lim B et al: Active repression of cell fate plasticity by PROX1 safeguards hepatocyte identity and prevents liver tumourigenesis
Nature Genetics, 2025, DOI: 10.1038/s41588-025-02081-w.
https://www.nature.com/articles/s41588-025-02081-w
Link: https://idw-online.de/de/news847445
Die weltweite Ausbreitung von Geschlechtskrankheiten eindämmen
Universität Zürich
Weltweit steigen die Fälle von bakteriellen sexuell übertragbaren Infektionen an. Ein internationales Team unter der Leitung der Universität Zürich hat nun eine neue Methode zur Genomsequenzierung entwickelt und damit einen bisher unerkannten Chlamydienstamm entdeckt.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) meldet jedes Jahr weltweit Hunderte Millionen neuer Fälle von bakteriellen Geschlechtskrankheiten. Viele Infektionen bleiben aufgrund ihrer oft unauffälligen Symptome unerkannt, was zu weiteren Übertragungen, Folgekrankheiten, Unfruchtbarkeit und Fehlgeburten führen kann. Angesichts zunehmender Antibiotikaresistenz ist das Verständnis dieser Erreger, die Chlamydien, Gonorrhöe, Syphilis und auch Mycoplasma genitalium verursachen, wichtig und im Interesse der öffentlichen Gesundheit.
Die Erforschung der Bakterien, die zu sexuell übertragbaren Infektionen (STI) führen, ist schwierig. Die Erreger können meist nicht im Labor gezüchtet werden, und klinische Proben enthalten Unmengen von menschlicher DNA, was die Genomsequenzierung bakterieller STIs stark erschwert. Dabei wären die genetischen Informationen wichtig, um herauszufinden, wie diese Bakterien untereinander verwandt sind, wie sie sich verbreiten und wie resistent sie gegen Antibiotika sind.
Forschende unter der Leitung von Helena Seth-Smith von der Universität Zürich (UZH) haben in Zusammenarbeit mit der Universität Buenos Aires in Argentinien nun eine neue Sequenzierungsmethode entwickelt: Mithilfe speziell entwickelter molekularer Sonden «fischten» sie die bakterielle DNA der Geschlechtskrankheiten aus den klinischen Proben und ermöglichten so eine hochauflösende Genomanalyse. «Die neue Methode hilft uns zu verstehen, wie sich Geschlechtskrankheiten ausbreiten und anpassen», sagt Helena Seth-Smith, Co-Leiterin Microbial Genomics und Leiterin Bioinformatik am Institut für medizinische Mikrobiologie.
Das Team entdeckte zudem einen bisher unbekannten Stamm von Chlamydia trachomatis in Argentinien, der vor allem beim ungeschützten Sex über die Schleimhäute weitergegeben wird. Der neue Stamm «ompA-Genotyp L4» weist im Vergleich zu den drei bisher bekannten Stämmen andere genetische Merkmale auf und wurde in Rektalproben von Männern gefunden, die Sex mit Männern hatten. Patienten mit der Abstammungslinie L4 zeigten typischerweise Symptome wie Entzündungen des Enddarms, Schwierigkeiten beim Stuhlgang oder Ausfluss.
…
Link: https://www.news.uzh.ch/de/articles/media/2025/Chlamydien.html
Originalpublikation: Karina Andrea Büttner et al. Chlamydia trachomatis genomes from rectal samples: description of new clade comprising ompA-genotype L4 from Argentina. Microbial Genomics, 13 February 2025. Doi 10.1099/mgen.0.001350
Multiples Myelom: Brechen Krebszellen aus dem Knochenmark aus, entsteht gefährliche Vielfalt
Universitätsklinikum Heidelberg
Ein Forschungsteam der Medizinischen Fakultät Heidelberg, des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), des Berlin Institute of Health in der Charité (BIH) und des Max Delbrück Center hat neue Details zur Ausbreitung des unheilbaren Knochenmarkkrebses „Multiples Myelom“ im Körper entdeckt: Wenn die Krebszellen aus dem Knochen ausbrechen und sich außerhalb des Knochenmarks vermehren, entsteht eine große Vielfalt von Tumorzellen, begleitet von einer deutlich veränderten Immunreaktion. Die Erkenntnisse, jetzt online im Fachjournal „Science Immunology“ erschienen, könnten wichtig für die Weiterentwicklung von Diagnostik und Therapie sein.
Link: https://idw-online.de/de/news847192 | https://www.klinikum.uni-heidelberg.de/kliniken-institute/kliniken/zentrum-fuer-innere-medizin-krehl-klinik/innere-medizin-v-haematologie-onkologie-und-rheumatologie/forschung/forschungsbereich-multiples-myelom | https://www.bihealth.org/de/forschung/arbeitsgruppe/blutkrebs-stammzellen-praezisionsmedizin
Originalpublikation: Alexandra Poos, Raphael Lutz, Lukas John, Llorenç Solé Boldo et al. (2025): „Bone marrow breakout lesions act as key sites for tumor-immune cell diversification in multiple myeloma.“ Science Immunology, DOI: 10.1126/sciimmunol.adp6667
Pfannkuchen mit Zusatznutzen: Wissenschaft zur Verbesserung des Nährwerts von Frühstückspfannkuchen
Lebensmittelwissenschaftler arbeiten daran, Pfannkuchen gesünder zu machen, indem sie den Nährwert des beliebten Frühstücksfavoriten erhöhen und gleichzeitig seinen Geschmack und seine Konsistenz verbessern. Normalerweise werden Pfannkuchen mit raffiniertem Mehl hergestellt, was zu leeren Kalorien beiträgt. Die Wissenschaftler/innen wollen leckere Pfannkuchen mit Vollkornmehl herstellen, die Ballaststoffe und Proteine enthalten.
…
Das Team fand heraus, dass Buchweizen-, Quinoa- und Vollkornmehl in Pfannkuchenrezepte gemischt werden können, ohne dass sich der Geschmack oder die Textur wesentlich verändern. Das Mehl aus Hirse musste leicht vorgekocht werden, bevor es nahtlos hinzugefügt werden konnte.
…
Journal Reference: Elizabeth Nalbandian, Daun Park, Natalie Camerino, Girish M. Ganjyal. Value‐added pancakes: Incorporation of whole wheat, buckwheat, quinoa, and proso millet flour into pancakes and their effect on product quality. Cereal Chemistry, 2024; 102 (1): 226 DOI: 10.1002/cche.10858
Rückenmarkstimulation stellt die Nervenfunktion wieder her und zielt auf das Hauptmerkmal der fortschreitenden neurodegenerativen Krankheit
Die Förderung der Kommunikation zwischen den Spinalnerven und den Muskeln mithilfe der Rückenmarkstimulation kehrt das Fortschreiten der Spinalen Muskelatrophie (SMA) um und könnte auch bei anderen Motoneuronenkrankheiten, einschließlich ALS, angewendet werden.
Erste Ergebnisse einer klinischen Pilotstudie an drei Freiwilligen mit SMA zeigen, dass ein Monat regelmäßiger Neurostimulationssitzungen die Motoneuronenfunktion verbesserte, die Müdigkeit verringerte und die Kraft und das Gehen bei allen Teilnehmern verbesserte, unabhängig vom Schweregrad ihrer Symptome. Die Studie zeigt erstmals, dass eine Neurotechnologie entwickelt werden kann, um die Degeneration neuronaler Schaltkreise rückgängig zu machen und die Zellfunktion bei einer menschlichen neurodegenerativen Erkrankung zu retten.
Die Pitt-Forscher stellten die Hypothese auf, dass eine gezielte epidurale Elektrostimulationstherapie die verlorenen Nervenzellfunktionen retten könnte, indem sie die sensorischen Eingänge zu den Motoneuronen verstärkt und die degenerierten neuronalen Schaltkreise aktiviert. Diese zellulären Veränderungen könnten sich wiederum in funktionellen Verbesserungen der Bewegungsfähigkeit niederschlagen.
Die Pitt-Studie wurde im Rahmen einer klinischen Pilotstudie durchgeführt, an der drei Erwachsene mit milderen Formen der SMA (SMA Typ 3 oder 4) teilnahmen. Während eines Studienzeitraums von 29 Tagen wurden den Teilnehmern zwei Elektroden zur Rückenmarkstimulation (SCS) implantiert, die im unteren Rückenbereich auf beiden Seiten des Rückenmarks angebracht wurden und die Stimulation ausschließlich auf die sensorischen Nervenwurzeln richteten. Die Testsitzungen dauerten jeweils vier Stunden und wurden fünfmal pro Woche durchgeführt, insgesamt 19 Sitzungen lang, bis das Stimulationsgerät entfernt wurde.
…
Journal Reference: Genís Prat-Ortega, Scott Ensel, Serena Donadio, Luigi Borda, Amy Boos, Prakarsh Yadav, Nikhil Verma, Jonathan Ho, Erick Carranza, Sarah Frazier-Kim, Daryl P. Fields, Lee E. Fisher, Doug J. Weber, Jeffrey Balzer, Tina Duong, Steven D. Weinstein, Mikael J. L. Eliasson, Jacqueline Montes, Karen S. Chen, Paula R. Clemens, Peter Gerszten, George Z. Mentis, Elvira Pirondini, Robert M. Friedlander, Marco Capogrosso. First-in-human study of epidural spinal cord stimulation in individuals with spinal muscular atrophy. Nature Medicine, 2025; DOI: 10.1038/s41591-024-03484-8
Neue Details über die Insulinproduktion entschlüsselt
Wie reguliert der Körper die Aktivität der insulinproduzierenden Zellen, um schnell auf veränderte Bedingungen zu reagieren? Dieser Frage sind Forscherinnen und Forscher nachgegangen.
Der Mensch produziert das Insulin in seiner Bauchspeicheldrüse. Bei der Fruchtfliege Drosophila hingegen wird das Hormon von Nervenzellen im Gehirn produziert. Diese Zellen geben das Insulin direkt in die Hämolymphe ab – die Flüssigkeit, die bei den Insekten die Funktionen des Blutes erfüllt. Davon abgesehen ist das Insulinsystem der Fliege dem des Menschen jedoch sehr ähnlich.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) in Bayern haben nun die insulinproduzierenden Zellen der Fruchtfliege genauer unter die Lupe genommen. Sie wollten herausfinden, wie diese Zellen im Gehirn der Fliege mit anderen Neuronen zusammenarbeiten, um eine konzertierte Reaktion auf Stoffwechselanforderungen und interne Zustandsänderungen zu erzeugen.
https://www.uni-wuerzburg.de/en/news-and-events/news/detail/news/insulindrosophila/
Journal Reference: Rituja S Bisen, Fathima Mukthar Iqbal, Federico Cascino-Milani, Till Bockemühl, Jan M Ache. Nutritional state-dependent modulation of insulin-producing cells in Drosophila. eLife, 2025; 13 DOI: 10.7554/eLife.98514.3
Wissenschaftler entdecken neue Waffe zur Bekämpfung des therapieresistenten Melanoms
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben eine neue Strategie zur Bekämpfung des behandlungsresistenten Melanoms entdeckt: die Hemmung des Gens S6K2.
…
Das Team testete seine Hypothese im Labor, indem es das S6K2-Gen zum Schweigen brachte, was erfolgreich NRASMUT-Melanomzelllinien abtötete, die dafür bekannt sind, dass sie der MAPK-Hemmung widerstehen. Weitere Analysen ergaben, dass die Hemmung von S6K2 diese Krebszellen abtötete, indem ein wichtiger Prozess des Fettstoffwechsels gestört wurde.
Die Entdeckung des Anti-Melanom-Potenzials der S6K2-Hemmung durch das Villanueva-Labor führte auch dazu, dass sie einen weiteren Angriffspunkt gegen Melanome entdeckten, die gegen eine Behandlung mit MAPK-Hemmern resistent sind. Als sie S6K2 zum Schweigen brachten, bemerkte das Team, dass dies Auswirkungen auf ein anderes Gen namens PPARα hatte. Nachdem sie ihr Verständnis der Auswirkungen von PPARα auf NRASMUT-Melanome verfeinert hatten, nutzten die Forscher diese Erkenntnis, indem sie eine Kombinationsbehandlung aus zwei Wirkstoffen, Fenofibrat (das PPARα aktiviert) und DHA (auch bekannt als Omega-3), einsetzten, um erfolgreich den Zelltod in Melanomen auszulösen, die bekanntermaßen einer Behandlung mit MAPK-Inhibitoren widerstehen.
„Unsere Ergebnisse zeigen einen klaren Weg für weitere präklinische Forschungen zu diesen Behandlungsmöglichkeiten auf“, sagt die Co-Erstautorin Brittany Lipchick, Ph.D., wissenschaftliche Mitarbeiterin im Labor von Villanueva. „Unsere Behandlungen haben im Labor nicht nur funktioniert, sie scheinen auch ziemlich sicher zu sein. Einige der von uns getesteten Medikamente, wie Fenofibrat, werden bereits für andere Zwecke sicher beim Menschen eingesetzt, so dass der Weg in die Zukunft gut ausgeleuchtet ist.
…
Journal Reference: Brittany Lipchick, Adam N. Guterres, Hsin-Yi Chen, Delaine M. Zundell, Segundo Del Aguila, Patricia I. Reyes-Uribe, Yulissa Tirado, Subhasree Basu, Xiangfan Yin, Andrew V. Kossenkov, Yiling Lu, Gordon B. Mills, Qin Liu, Aaron R. Goldman, Maureen E. Murphy, David W. Speicher, Jessie Villanueva. Selective abrogation of S6K2 identifies lipid homeostasis as a survival vulnerability in MAPK inhibitor–resistant NRAS -mutant melanoma. Science Translational Medicine, 2025; 17 (784) DOI: 10.1126/scitranslmed.adp8913
Um das Altern zu verstehen, braucht man mehr als nur Geburtstage zu zählen
Viele kommerzielle biologische Alterstests sammeln genetische Informationen durch Speichelproben oder Mundabstriche. Für genaue Messungen sind laut einer neuen Studie jedoch in der Regel Blutproben erforderlich.
Journal Reference: Abner T. Apsley, Qiaofeng Ye, Avshalom Caspi, Christopher Chiaro, Laura Etzel, Waylon J. Hastings, Christine M. Heim, John Kozlosky, Jennie G. Noll, Hannah M. C. Schreier, Chad E. Shenk, Karen Sugden, Idan Shalev. Cross‐tissue comparison of epigenetic aging clocks in humans. Aging Cell, 2025; DOI: 10.1111/acel.14451
Polymeres Transportsystem revolutioniert mRNA-Therapien
Ein Forschungsteam hat ein biologisch abbaubares polymerbasiertes Transportsystem entwickelt, das mRNA effizient transportiert.
…
Experimentelle Ergebnisse zeigten, dass das neu entwickelte Polymer im Vergleich zu konventionellen LNPs eine höhere Effizienz beim mRNA-Transport aufweist. Außerdem dauerte die mRNA-Expression bis zu vier Wochen – deutlich länger als die typische fünftägige Expressionszeit von LNPs. Das Polymer sorgte dafür, dass die mRNA nur an der Injektionsstelle exprimiert wurde und nicht in der Leber nachweisbar war, wodurch Bedenken hinsichtlich der Toxizität ausgeräumt wurden. …
https://www.postech.ac.kr/eng/polymeric-delivery-system-revolutionizes-mrna-therapeutics/
Journal Reference: Hong Lyun Kim, Gurusamy Saravanakumar, Seowon Lee, Subin Jang, Seonwoo Kang, Mihyeon Park, Sivasangu Sobha, So-Hee Park, Soo-Min Kim, Jung-Ah Lee, Eunkyung Shin, You-jin Kim, Hye-Sook Jeong, Dokeun Kim, Won Jong Kim. Poly(β-amino ester) polymer library with monomer variation for mRNA delivery. Biomaterials, 2025; 314: 122896 DOI: 10.1016/j.biomaterials.2024.122896
Neue Studie enthüllt, wie RNA zwischen Zellen wandert, um Gene über Generationen hinweg zu kontrollieren
Forscher decken Schlüsselmechanismen der Genregulierung auf, die zu einer besseren Entwicklung von RNA-basierten Medikamenten führen könnten.
RNA-basierte Medikamente sind einer der vielversprechendsten Wege, um menschliche Krankheiten zu bekämpfen, wie die jüngsten Erfolge von RNA-Impfstoffen und dsRNA-Therapien (double-stranded RNA) zeigen. Doch während Gesundheitsdienstleister inzwischen erfolgreich Medikamente entwickeln können, die dsRNA nutzen, um krankheitsverursachende Gene gezielt auszuschalten, bleibt eine große Herausforderung bestehen: diese potenziell lebensrettenden RNA-Moleküle effizient in die Zellen zu bringen.
…
„Wir haben gelernt, dass RNA-Moleküle bestimmte Anweisungen nicht nur zwischen Zellen, sondern über viele Generationen hinweg weitergeben können, was unser derzeitiges Verständnis darüber, wie Vererbung funktioniert, um eine neue Ebene erweitert.“
Das Team fand heraus, dass ein Protein namens SID-1, das als Torwächter für die Übertragung von Informationen mittels dsRNA fungiert, auch eine Rolle bei der Regulierung von Genen über Generationen hinweg spielt. Als die Forscherinnen und Forscher das SID-1-Protein entfernten, stellten sie fest, dass die Würmer unerwartet besser in der Lage waren, Veränderungen in der Genexpression an ihre Nachkommen weiterzugeben. Diese Veränderungen blieben sogar über 100 Generationen lang bestehen – selbst nachdem SID-1 wieder in die Würmer eingebaut wurde.
…
Das Forschungsteam entdeckte auch ein Gen namens sdg-1, das dabei hilft, „springende Gene“ zu regulieren – DNA-Sequenzen, die dazu neigen, sich an andere Stellen auf einem Chromosom zu bewegen oder zu kopieren. Während springende Gene neue genetische Variationen einführen können, die möglicherweise von Vorteil sind, ist es wahrscheinlicher, dass sie bestehende Sequenzen stören und Krankheiten verursachen. Die Forscherinnen und Forscher fanden heraus, dass sdg-1 innerhalb eines springenden Gens liegt, aber Proteine produziert, die zur Kontrolle der springenden Gene verwendet werden, wodurch eine selbstregulierende Schleife entsteht, die unerwünschte Bewegungen und Veränderungen verhindern könnte.
…
Journal Reference: Nathan M Shugarts Devanapally, Aishwarya Sathya, Andrew L Yi, Winnie M Chan, Julia A Marre, Antony M Jose. Intergenerational transport of double-stranded RNA in C. elegans can limit heritable epigenetic changes. eLife, 2025; 13 DOI: 10.7554/eLife.99149.3
Wissenschaftler enthüllen die verborgene Rolle der Darmmikroben bei Angstzuständen: Könnten Probiotika der nächste Durchbruch in der psychischen Gesundheit sein?
Könnte der Schlüssel zur Linderung von Ängsten in unserem Darm verborgen sein? Wissenschaftler haben einen entscheidenden Zusammenhang zwischen Darmmikroben und angstbedingtem Verhalten entdeckt. Ihre Forschungen deuten darauf hin, dass mikrobielle Stoffwechselprodukte – insbesondere Indole – eine direkte Rolle bei der Regulierung der Gehirnaktivität im Zusammenhang mit Angst spielen. Diese Erkenntnis eröffnet spannende Möglichkeiten für neue probiotikabasierte Therapien zur Verbesserung der psychischen Gesundheit.
…
Professor Sven Pettersson von der Forschungsabteilung des National Neuroscience Institute of Singapore, der auch einer der Hauptautoren der Studie ist, sagte:
„Die Erzeugung von Hungersignalen und die Kontrolle des Hungers ist ein evolutionär konservierter Abwehrmechanismus. Der physiologische Schalter bei der Geburt kann daher als eine erste große Welle der Angst für das Neugeborene angesehen werden, die einfach besagt: „Wenn du nicht isst, wirst du sterben.“ Außerdem ist die Geburt mit dem Kontakt zur Muttermilch verbunden, die bekanntermaßen Mikroben enthält, die Moleküle namens Indole produzieren können. Es ist bekannt, dass Indole in Pflanzen ausgeschüttet werden, wenn sie Stress oder Unterernährung (Trockenheit) ausgesetzt sind, und in dieser Arbeit berichten wir über einen ähnlichen Mechanismus, mit dem Indole das Angstniveau bei Säugetieren regulieren können. Das heißt, dass unterschiedliche Mengen an zirkulierenden mikrobiellen Plasmaindolen im Blut eine unterschiedliche Empfindlichkeit und Anfälligkeit für Stresssituationen und damit ein unterschiedliches Risiko für angstbedingte Situationen widerspiegeln können.“
Die Auswirkungen dieser Beobachtungen sind vielfältig: Sie eröffnen zum Beispiel das therapeutische Potenzial, die Darm-Hirn-Achse zu beeinflussen, um angstbedingte Störungen zu behandeln, indem die Zusammensetzung der Mikroben durch Nahrungsergänzung mit Indolen oder durch die Einführung von Indol-produzierenden Darmmikroben als Probiotika wiederhergestellt wird. „Mit anderen Worten: Es eröffnet die Möglichkeit für maßgeschneiderte Therapien im Sinne der Präzisionsmedizin des 21. Studien wie diese verdeutlichen die enge erbliche Beziehung, die zwischen unseren heimischen Mikroben und der höheren Komplexität des Lebens besteht“, schließt Pettersson.
https://www.duke-nus.edu.sg/newshub/media-releases/media-releases/gut-microbes-role-in-anxiety
Journal Reference:
- Weonjin Yu, Yixin Xiao, Anusha Jayaraman, Yi-Chun Yen, Hae Ung Lee, Sven Pettersson, H Shawn Je. Microbial metabolites tune amygdala neuronal hyperexcitability and anxiety-linked behaviors. EMBO Molecular Medicine, 2025; DOI: 10.1038/s44321-024-00179-y
Hoffnung für Krebskranke: Wirkstoff gegen Metastasenbildung
Medizinische Hochschule Hannover
MHH-Forschungsteam legt Tumorzellen mit synthetischem Adhibin lahm und verhindert Wanderung und Anheftung an andere Zellen
…
Jede Zelle im Körper hat als Teil eines Gewebeverbandes normalerweise ihren festen Platz. Ausgenommen sind nur wenige Zellarten, wie etwa Blut- oder Immunzellen. Doch auch Krebszellen überschreiten die festgelegten Grenzen, wachsen in das umgebende Gewebe ein und vermehren sich. Und sie können sich aus dem Zellverband lösen und über die Blut- oder Lymphbahnen in andere Bereiche des Körpers verteilen, sich dort an neue Zellen anheften und Metastasen bilden. Welche Veränderungen die Krebszellen durchlaufen, um zu metastasieren, ist bisher noch nicht komplett verstanden. Eine wichtige Rolle spielen offenbar sogenannte Rho(Ras-homologe)-GTPasen. Diese Proteine verarbeiten Signale innerhalb der Zellen und regulieren unter anderem das Wachstum, die Differenzierung zum genetisch vorherbestimmten Zelltyp und die Zellwanderung.
…
Die Originalarbeit „An allosteric inhibitor of RhoGAP class-IX myosins suppresses the metastatic features of cancer cells” finden Sie unter: https://www.nature.com/articles/s41467-024-54181-6
Link: https://idw-online.de/de/news846962
Omega 3 kann den Alterungsprozess verlangsamen
Universität Zürich
Die tägliche Einnahme von einem Gramm Omega 3 kann die biologische Alterung um bis zu vier Monate verlangsamen. Dies zeigt eine Analyse klinischer Daten der internationalen DO-HEALTH-Studie unter Leitung der Universität Zürich. Dabei wurden erstmals epigenetische Uhren zur Messung des Alterungsprozesses genutzt.
Viele Menschen wünschen sich, den Alterungsprozess zu verzögern oder gar aufzuhalten. Frühere klinische Studien haben gezeigt, dass eine reduzierte Kalorienzufuhr das Altern beim Menschen verlangsamen kann. Auch die Einnahme von Vitamin D oder Omega 3 zeigte in der Forschung an Tieren vielversprechende Ergebnisse für die Verlangsamung des biologischen Alterns. Ob diese Massnahmen auch beim Menschen funktionieren, war bisher unklar.
…
Bei der Analyse von Blutproben stellten die Forschenden fest, dass die Einnahme von Omega-3-Fettsäuren die biologische Alterung über mehrere epigenetische Uhren hinweg um bis zu vier Monate verlangsamte – unabhängig von Geschlecht, Alter oder Body-Mass-Index der Teilnehmenden. Die Kombination von Omega 3, Vitamin D und Bewegung erwies sich als noch wirksamer, wie eine der vier verwendeten epigenetischen Uhren zeigte.
…
Gleichzeitig macht das Forschungsteam auf die Grenzen der Studie aufmerksam. «Für die Messung des biologischen Alters gibt es keinen allgemein anerkannten Goldstandard», erklärt Bischoff-Ferrari. «Wir haben jedoch die derzeit am besten validierten epigenetischen Uhren analysiert, die den neuesten Stand der Technik widerspiegeln.» Um die klinische Anwendung biologischer Uhren weiter voranzutreiben, plant Bischoff-Ferrari gemeinsam mit führenden internationalen Forschern im «Global Health Span Extension Consortium», DO-HEALTH und andere weltweite Interventionsstudien, als Validierungsplattform für neuartige Biomarker des Alterns zu nutzen.
…
Heike A. Bischoff-Ferrari et al. Individual and additive effects of vitamin D, omega-3 and exercise on DNA methylation clocks of biological aging in older adults from the DO-HEALTH trial. Nature Aging. 3. Februar 2025. DOI: 10.1038/s43587-024-00793-y
Link: https://idw-online.de/de/news846824
Videos mit Erkältungssymptomen aktivieren Hirnregionen und lösen Immunantwort aus
Universität Hamburg
Personen, die Videos mit niesenden oder kranken Menschen ansehen, weisen eine gesteigerte Aktivität in Hirnregionen auf, die eine Schnittstelle zwischen Gehirn und Immunsystem darstellen und auf potenzielle Gefahren reagieren. Gleichzeitig erhöht sich die Antikörperkonzentration in ihrem Speichel. Die Erkenntnisse einer Studie von Forscherinnen des Fachbereichs Biologie der Universität Hamburg deuten darauf hin, dass ein wichtiger Teil des Immunsystems bereits antwortet, bevor ein Erreger in den Körper gelangt. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Brain Behavior and Immunity“ veröffentlicht.
…
Um die Wahrscheinlichkeit eines Erregerkontakts zu verringern, verfügt der Mensch zusätzlich über ein Repertoire an verhaltensbezogenen Anpassungen, das so genannte Verhaltensimmunsystem. Es hilft, Gerüche oder sichtbare Anzeichen in der Umgebung als Hinweise auf Krankheitserreger zu erkennen und löst Vermeidungsverhalten sowie Gefühle wie Abneigung oder Ekel aus.
…
„Die Wahrnehmung von niesenden und kranken Personen im Vergleich zu nicht ansteckenden Personen aktivierte die vordere Insula, eine Gehirnregion, welche unter anderem an der Interozeption, d.h. an der Wahrnehmung physiologischer Reaktionen des eigenen Körpers, beteiligt ist und welche eine wichtige Schnittstelle zwischen Gehirn und Immunsystem darstellt. Außerdem zeigten die Testpersonen analog zur Stärke der insulären Aktivität eine erhöhte Freisetzung von sIgA“, sagt Dr. Esther Diekhof, Leiterin der Arbeitsgruppe Neuroendokrinologie am Fachbereich Biologie der Universität Hamburg und Autorin der Studie. „Dies deutet auf eine zentrale Rolle dieser Gehirnregion bei der Steuerung der humoralen Immunantwort hin, welche die Mundschleimhäute auf den zu erwartenden Erregerkontakt vorbereitet, z.B. dann, wenn jemand in unmittelbarer Umgebung niest.“
…
„Zusammengenommen zeigen die Studienergebnisse einen Mechanismus für die Verarbeitung von Hinweisen auf eine Ansteckung. Während die Insula die zentrale Immunaktivierung koordiniert, könnte die Amygdala eher als Alarmsystem für soziale Situationen mit erhöhtem Übertragungsrisiko fungieren“, so Diekhof. „Diese Immunreaktion könnte dem Menschen helfen, mit Ansteckungsrisiken umzugehen, indem der Körper Gegenmaßnahmen aktiviert und den Organismus auf die erwartete Erregerbelastung vorbereitet.“
Originalpublikation:
Judith K. Keller, Esther K. Diekhof (2025) Visual cues of respiratory contagion: Their impact on neuroimmune activation and mucosal immune responses in humans, Brain, Behavior, and Immunity, Volume 125. DOI: https://doi.org/10.1016/j.bbi.2025.01.016
Link: https://idw-online.de/de/news846873
Laborergebnisse stützen den Ansatz, Alzheimer durch Eindämmung von Entzündungsprozessen zu behandeln
Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e.V. (DZNE)
Forschende des DZNE sowie des Universitätsklinikums Bonn (UKB) und der Universität Bonn liefern neue Belege dafür, dass die Eindämmung entzündlicher Prozesse im Gehirn ein aussichtsreicher Ansatz zur Behandlung der Alzheimer-Erkrankung ist. Ihre Ergebnisse, die auf Studien an Zellkulturen, Mäusen und menschlichen Gewebeproben beruhen, könnten zur Entwicklung wirksamerer Therapien beitragen. Sie sind in der Fachzeitschrift „Immunity“ veröffentlicht.
…
Das „NLRP3-Inflammasom“ wirkt wie ein Kontrollschalter: Bei der Alzheimer-Erkrankung löst seine Aktivierung Entzündungsprozesse aus (sogenannte Neuroinflammation) die Nervenzellen schädigen. Aus diesem Grund suchen Forschende nach Möglichkeiten, diesen molekularen Komplex mit Hilfe von „Inhibitoren“, speziellen Pharmastoffen, zu inaktivieren. Die aktuellen Ergebnisse stützen diesen Ansatz. „Es ist bekannt, dass die Inhibition von NLRP3 nicht nur die Neuroinflammation verringert, sondern auch die Mikroglia dabei unterstützt, die schädlichen Ablagerungen von Amyloid-Beta zu beseitigen. Diesen Vorgang nennt man Phagozytose. Das Neue an unseren Erkenntnissen ist, dass sie ein besseres Verständnis für die wichtige Rolle von NLRP3 in Mikroglia vermitteln und wir haben auch festgestellt, warum sich dessen Inhibition so positiv auswirkt“, sagt McManus. “In unseren Studien haben wir bisher unbekannte Signalwege entdeckt, die von NLRP3 beeinflusst werden. Insbesondere haben wir herausgefunden, dass NLRP3 steuert, wie Mikroglia Nährstoffe verwerten und wie diese Nährstoffe auf Gene wirken, die eine entscheidende Rolle für die Funktion der Mikroglia spielen. Das ist sehr bedeutsam für deren Fähigkeit zur Phagozytose. Diese Erkenntnisse könnten bei der Entwicklung von Therapien gegen Demenz hilfreich sein. Unsere Forschungsergebnisse zeigen jedenfalls, dass NLRP3 ein vielversprechendes Ziel für die Behandlung der Alzheimer-Erkrankung ist.“
…
Originalpublikation: NLRP3-mediated glutaminolysis controls microglial phagocytosis to promote Alzheimer’s disease progression, Immunity (2025), Róisín McManus et al., DOI: 10.1016/j.immuni.2025.01.007
Link: https://idw-online.de/de/news846941
Forschung: β-Glucane vielversprechende Adjuvanzien für die Allergiebehandlung
Paul-Ehrlich-Institut – Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel
Ein Forschungsteam des Paul-Ehrlich-Instituts hat in einer aktuellen Studie die immunmodulierenden Eigenschaften von β-Glucanen untersucht. Dabei handelt es sich um natürliche Zuckerverbindungen aus Bakterien, Pilzen und Getreide. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass β-Glucane das Immunsystem gezielt beeinflussen und entzündungsfördernde Reaktionen modulieren können. Besonders vielversprechend ist ihr Potenzial, allergische Reaktionen zu unterdrücken und neue Ansätze zur Behandlung von Allergien zu bieten. Die wissenschaftliche Publikation ist im International Journal of Molecular Sciences erschienen.
Link: https://idw-online.de/de/news846726
Originalpublikation:
Rainer H, Goretzki A, Lin YJ, Schiller HR, Krause M, Döring S, Strecker D, Junker AC, Wolfheimer S, Toda M, Scheurer S, Schülke S (2024): Characterization of the Immune-Modulating Properties of Different β-Glucans on Myeloid Dendritic Cells.
Int J Mol Sci 25: 9914. DOI: https://doi.org/10.3390/ijms25189914
Depressive Senioren fahren besonders riskant
Beim Autofahren machen ältere Depressive häufiger eine Vollbremsung, gehen öfter zu schnell in Kurven und halten sich seltener an Tempolimits als Senioren ohne Depression. Offenbar scheint eine Depression eine riskante Fahrweise im Alter zu verstärken.
Originalpublikation: Babulal GM et al. Major Depressive Disorder and Driving Behavior Among Older Adults. JAMA Netw Open 2024; 7(12):e2452038; https://doi.org/10.1001/jamanetworkopen.2024.52038
Bauchspeicheldrüsenkrebs: Erstmals pharmakologische Veränderung der Tumorzellen gelungen
Bosch Health Campus
Um die Therapie von Bauchspeicheldrüsenkrebs verbessern zu können, haben Forschende die molekularen Mechanismen in den Tumorzellen genauer untersucht und erstmals festgestellt, dass sich deren molekulare Identität pharmakologisch beeinflussen lässt – und zwar mit einem Wirkstoff, der bereits bei der aggressiven Krebsart eingesetzt wird. Die Erkenntnisse können dazu beitragen, die Ansprache auf Chemotherapien zu verbessern und die Behandlung individuell anzupassen. Die Studie ist am Robert Bosch Centrum für Tumorerkrankungen am Bosch Health Campus mit der Mayo Clinic in Rochester (USA) und der Universitätsmedizin in Göttingen entstanden und gestern im Fachjournal „Gut“ erschienen.
Der Ausgangspunkt für die neue Studie war die grundlegende Erkenntnis, dass sich die Krebszellen in der Bauchspeicheldrüse in zwei molekulare Subtypen einteilen lassen: Der klassische Subtyp reagiert besser auf Chemotherapie, während der basale Subtyp aggressiver ist und eine schlechtere Prognose aufweist. Die Forschenden konnten nun erstmals zeigen, dass sich diese molekulare Identität der Tumorzellen pharmakologisch verändern lässt – und zwar durch sogenannte Glukokortikoide, die bei nahezu allen Patient:innen mit Bauchspeicheldrüsenkrebs eingesetzt werden, um Nebenwirkungen der Chemotherapie zu behandeln.
Die Glukokortikoide, die zu einer Klasse von Steroidhormonen gehören, aktivieren den Glukokortikoid-Rezeptor (GR). Dadurch wird der klassische Subtyp herunterreguliert und zwar durch die Unterdrückung des Transkriptionsfaktors GATA6, ein Protein, das eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von Organen des Verdauungstrakts spielt. Diese Veränderung kann also beeinflussen, wie gut die Tumoren auf eine Chemotherapie ansprechen.
…
Originalpublikation: Glucocorticoid receptor suppresses GATA6-mediated RNA polymerase II pause release to modulate classical subtype identity in pancreatic cancer