Schizophrenie zeigt sich in der Hirnstruktur
Universität Zürich
Die Symptome der Schizophrenie variieren stark von Mensch zu Mensch. Eine aktuelle Studie zeigt, wie sich diese Unterschiede in der Hirnstruktur widerspiegeln.
Schizophrenie ist eine vielschichtige psychische Erkrankung, welche die Wahrnehmung, das Denken und das Fühlen beeinträchtigt. Diese Vielschichtigkeit zeigt sich in den individuellen Ausprägungen der Krankheit: Bei manchen Patient:innen stehen vor allem Wahrnehmungsstörungen im Vordergrund, bei anderen wiederum kognitive Beeinträchtigungen. «In diesem Sinne gibt es nicht eine Schizophrenie, sondern viele Schizophrenien, mit jeweils unterschiedlichen neurobiologischen Profilen», so Wolfgang Omlor, Erstautor der Studie und Oberarzt an der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich.
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Die Daten stammen aus der ENIGMA-Kooperation, einem internationalen Forschungsprojekt, das in dieser Studie Bildgebungsdaten von über 6’000 Personen aus 22 Ländern zusammenführte. Durch den Vergleich der Gehirnstrukturen zwischen mehreren tausend Patient:innen mit Schizophrenie und gesunden Personen konnte die Variabilität der Gehirnstruktur mit grosser Zuverlässigkeit untersucht werden.
Während variable Gehirnstrukturen bei Schizophrenie möglicherweise Symptomunterschiede zwischen Patient:innen widerspiegeln, deutet die einheitliche Gehirnfaltung im mittleren vorderen Gehirnbereich auf ein entwicklungsbiologisches Merkmal hin, das Schizophreniepatient:innen teilen. Da die Gehirnfaltung zum grössten Teil in der frühen Kindheit abgeschlossen ist, scheint die Gehirnentwicklung in dieser Zeitspanne bei Schizophreniepatient:innen weniger flexibel zu verlaufen, und zwar insbesondere in Bereichen, die für die Verbindung von Denk- und Fühlvorgängen zuständig sind.
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Link: https://idw-online.de/de/news847915
Originalpublikation: Wolfgang Omlor, Finn Rabe, et al., Philipp Homan. Estimating Multimodal Structural Brain Variability in Schizophrenia Spectrum Disorders: A Worldwide ENIGMA Study. Am J Psychiatry 2025; 0:1–16; DOI: 10.1176/appi.ajp.20230806
Zecken & FSME: Forschende erwarten 2025 erneut zeckenreiches Jahr
Universität Hohenheim
Pressekonferenz der Uni Hohenheim: Viele FSME-Fälle auch in Landkreisen, die nicht als Risikogebiet gelten / Im Jahr 2024 zweithöchste Zahl an FSME-Fällen
Wieder ist ein zeckenreiches Jahr zu erwarten: Durch die warmen Winter sind Zecken ganzjährig aktiv, viele überleben die milden Wintermonate. Diese Winteraktivität wurde bereits in den letzten Jahren beobachtet, berichtet Prof. Dr. Ute Mackenstedt von der Universität Hohenheim in Stuttgart auf der heutigen Pressekonferenz. Das führte dazu, dass bereits im Januar 2025 die ersten FSME-Fälle gemeldet wurden. Im Vorjahr meldete das Robert-Koch-Institut die zweithöchste Zahl an FSME-Fällen seit Beginn der Meldepflicht. Besonders bemerkenswert: Auch in Landkreisen, die noch nicht offiziell als Risikogebiete gelten, werden viele FSME-Fälle registriert. Prof. Dr. Gerhard Dobler, Leiter des Nationalen Konsiliarlabors für Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) am Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr betont, dass damit ein Infektionsrisiko in ganz Deutschland vorhanden ist. Er rät dringend zur Impfung.
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Auch 2024 fanden sich rund 80 Prozent der Fälle in Süddeutschland: „Baden-Württemberg meldete 226 Fälle, in Bayern waren es 311“, führt Prof. Dr. Mackenstedt aus. „Bis auf Hamburg und Schleswig-Holstein haben allerdings alle Bundesländer Fälle in 2024 gemeldet“, so Prof. Dr. Dobler. „Das Risiko sich mit FSME zu infizieren, besteht inzwischen also in ganz Deutschland.“
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Doch nicht alle FSME-Infektionen werden auch erkannt, wie Forschungsergebnisse von Prof. Dr. Dobler zeigen. Bereits 2023 hatte der Mediziner Proben von Blutspender:innen aus dem Ortenaukreis auf FSME-Antikörper untersucht. Mithilfe eines speziellen Testverfahrens kann er zwischen Antikörpern aus einer Impfung und aus einer Infektion unterscheiden.
Die Ergebnisse aus dem Ortenaukreis weisen auf eine hohe Dunkelziffer hin: „Im Ortenaukreis ist das Infektionsgeschehen um ein Siebenfaches höher als noch vor 40 Jahren, also vor Einführung der FSME-Impfung“, so Prof. Dr. Dobler.
Link: https://idw-online.de/de/news847994
Völlig neue Art der Mikroskopie auf Basis von Quantensensoren erfunden
Technische Universität München
Hochaufgelöste Magnetresonanzspektroskopie • Diamant als Quantensensor • Mögliches Standardwerkzeug für medizinische Diagnostik Forschende der Technischen Universität München (TUM) haben einen völlig neuen Bereich der Mikroskopie erfunden, die Kernspin-Mikroskopie. Das Team kann magnetische Signale der Kernspinresonanz mit einem Mikroskop sichtbar machen. Quantensensoren verwandeln die Signale in Lichtimpulse, die dann eine extrem hoch aufgelöste optische Darstellung ermöglichen.
Link: https://idw-online.de/de/news848002 | https://www.nat.tum.de/nat/aktuelles/article/tum-qtas-team-mit-medical-valley-award-ausgezeichnet/
Publikation: Karl D. Briegel, Nick R. von Grafenstein, Julia C. Draeger, Peter Blümler, Robin D. Allert & Dominik B. Bucher: Optical widefield nuclear magnetic resonance microscopy, erschienen in: Nature Communications, 03. Februar 2025, https://doi.org/10.1038/s41467-024-55003-5
Unter Nervenzellen gilt: Gleich und Gleich gesellt sich gern
Max-Planck-Institut für biologische Intelligenz
Seit über 50 Jahren ist bekannt, dass in der Großhirnrinde vieler Säugetiere funktionsgleiche Nervenzellen in Säulen gebündelt sind. Nun konnten Forscher des Max-Planck-Instituts für biologische Intelligenz diese Strukturen erstmals in der Sehrinde von Mäusen nachweisen: Dort bilden Nervenzellen, die Reize desselben Auges verarbeiten, Cluster. Dies erweitert unser allgemeines Verständnis der strukturellen Organisation des Gehirns – und kann helfen, das bisher ungelöste Rätsel über die Funktion dieser Säulen zu lüften.
Link: https://idw-online.de/de/news848016
Originalpublikation: A column-like organization for ocular dominance in mouse visual cortex, Pieter M. Goltstein, David Laubender, Tobias Bonhoeffer, & Mark Hübener, Nature communications, online 25. Februar 2025, DOI: 10.1038/s41467-025-56780-3
Fehlgeleitete Nervenzellen bringen Hirn aus dem Takt
Ludwig-Maximilians-Universität München
Forschende zeigen, warum fehlgeleitete Nervenzellen im Gehirn überaktiv sind und zu Entwicklungsstörungen führen.
Wenn Nervenzellen während der Gehirnentwicklung nicht an den richtigen Ort wandern, kommt es zur sogenannten periventrikulären Heterotropie. Dies ist eine Erkrankung, die oft mit Anfällen und Lernschwierigkeiten einhergeht. Ein internationales Team um Professorin Silvia Cappello, Forschungsgruppenleiterin am Biomedizinischen Centrum der LMU und Mitglied im Exzellenzcluster SyNergy, hat nun die Eigenschaften dieser fehlplatzierten Nervenzellen untersucht und eine Erklärung für ihre Hyperaktivität gefunden.
Die Forschenden züchteten aus Stammzellen von Patientinnen und Patienten mit periventrikulärer Heterotropie ein dreidimensionales Mini-Gehirnmodell, ein sogenanntes zerebrales Organoid, und untersuchten die Funktionsweise des neuronalen Netzwerks im Organoid. Dabei stellen sie fest, dass betroffene Nervenzellen leichter erregbar sind und eine größere elektrische Aktivität zeigen. Besonders Mutationen in einem bestimmten Gen (DCHS1) senkten die Reizschwelle dieser Nervenzellen. Zusätzlich zeigte sich, dass diese Nervenzellen eine komplexere Morphologie und veränderte synaptische Verbindungen zu ihren Nachbarn haben. Das könnte erklären, warum sie überaktiv sind. Die Forschenden konnten diese Überaktivität mittels des antiepileptischen Wirkstoffs Lamotrigin rückgängig machen.
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Link: https://idw-online.de/de/news848034
Originalpublikation: F. Di Matteo et al.: Neuronal hyperactivity in neurons derived from individuals with gray matter heterotopia. Nature Communications 2025. https://doi.org/10.1038/s41467-025-56998-1
Atherosklerose: Wie Immunzellen in Plaques wandern
Ludwig-Maximilians-Universität München
In atherosklerotischen Plaques reichern sich CD8+ T-Zellen an. LMU-Forschende identifizieren einen entscheidenden Signalweg dabei – mit therapeutischem Potenzial.
Atherosklerose ist die häufigste Ursache für lehensbedrohliche Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Bei der Krankheit treten chronische Entzündungen an den Innenwänden der Blutgefäße und in den atherosklerotischen Plaques auf. Ein Team um Johan Duchene und Remco Megens vom Institut für Prophylaxe und Epidemiologie der Kreislaufkrankheiten hat nun hat nun einen Signalweg identifiziert, der an der Rekrutierung einer bestimmten Untergruppe von Immunzellen, den so genannten CD8+ T-Zellen, in die Plaques beteiligt ist – mit möglichen Implikationen für neue Therapieansätze.
Lange Zeit galten vor allem Makrophagen und Schaumzellen als zentrale Akteure bei der Entstehung von Plaques. Neuere Studien rücken allerdings andere Zellen des Immunsystems – sogenannte CD8+-T-Zellen – in den Fokus, da sich zeigte, dass diese die häufigsten Zellen des blutbildenden Systems in menschlichen atherosklerotischen Plaques sind. „Um ihre Rolle besser zu verstehen, ist es wichtig zu wissen, wie sie zu den atherosklerotischen Plaques rekrutiert werden“, sagt Laura Parma, die Erstautorin der Studie.
Zur Beantwortung dieser Frage kultivierten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler menschliche atherosklerotische Plaques gemeinsam mit CD8+-Zellen desselben Patienten in einem eigens entwickelten dreidimensionalen Gewebekulturmodell. Dabei zeigte sich, dass die zugefügten CD8+ T-Zellen vor allem in der Umgebung neu gebildeter Blutgefäße innerhalb der Plaques zu finden waren. Weitere Analysen mittels Einzelzell-RNA-Sequenzierung und 3D-Mikroskopie ergaben, dass die endothelialen Zellen dieser Gefäße große Mengen des Botenstoff CXCL12 exprimieren.
Daher untersuchten die Forschenden im Anschluss, ob CXCL12 an der Rekrutierung der CD8+-Zellen beteiligt ist, indem sie den entsprechenden Rezeptor (CXCR4) für diesen Botenstoff bei den T-Zellen blockierten. „Tatsächlich führte dies zu einer signifikanten Reduktion der CD8+ T-Zell-Migration in atherosklerotischen Plaques“, sagt Duchene, „was darauf hindeutet, dass der CXCL12–CXCR4-Signalweg eine Schlüsselrolle in diesem Prozess spielt.“
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Link: https://idw-online.de/de/news848025
Originalpublikation: L. Parma et al.: CXCL12 Derived From Intraplaque ACKR1+ Neovessels Mediates CD8+ T Cell Recruitment in Human Atherosclerosis. Circulation 2025 https://doi.org/10.1161/CIRCULATIONAHA.124.072560
Immunzellen mit Doppelrolle: Wechsel zwischen Schutz und Angriff
Ludwig-Maximilians-Universität München
LMU-Forschende zeigen, dass ein bestimmter Typ von Immunzellen flexibler agiert als gedacht – mit Potenzial für neue therapeutische Ansätze.
Dendritische Zellen gehören als Teil des angeborenen Immunsystems zur ersten Verteidigungslinie des Körpers gegen Infektionen. Sie erkennen Krankheitserreger und koordinieren die Immunantwort. Ein internationales Team um Professorin Barbara Schraml vom Biomedizinischen Centrum der LMU hat nun einen neuen Typ dendritischer Zellen umfassend untersucht und deren wichtige Rolle für die Immunreaktion aufgedeckt.
Wie die Forschenden zeigen, kommen dendritische Zellen, die sich durch die Expression des Transkriptionsfaktors RORγt auszeichen – sogenannte RORγt+ dendritische Zellen (DCs) – in vielen Geweben vor. Zudem sind sie im Lauf der Evolution über viele Arten hinweg erhalten geblieben, was darauf hindeutet, dass sie essenzielle Funktionen haben. „Wir wussten bereits, dass diese Zellen das Immunsystem im Gleichgewicht halten und Überreaktionen verhindern“, erklärt Schraml. „Jetzt allerdings haben wir entdeckt, dass sie auch flexibel agieren und aktiv Immunreaktionen auslösen können. Daher scheinen sie eine entscheidende Rolle in unserem Immunsystem zu spielen.“
Unter normalen Bedingungen tragen RORyt+ DCs dazu bei, das Immunsystem daran zu hindern, harmlose Ziele wie die Darmmikrobiota oder Nahrungsbestandteile anzugreifen. Treten jedoch Infektionen oder Entzündungen auf, können sie ihre Rolle wechseln und andere Immunzellen aktivieren. Besonders interessant ist nach Ansicht der Autoren, dass diese Zellen anscheinend auch bei Krankheiten wie Multipler Sklerose eine Rolle spielen: Bei Patientinnen und Patienten mit Multipler Sklerose nehmen sie ein aggressives Profil an, was darauf hindeutet, dass sie zu Entzündungen im Gehirn und Rückenmark beitragen.
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Originalpublikation: H. Narasimhan et al.: RORγt-expressing dendritic cells are functionally versatile and evolutionarily conserved antigen presenting cells. PNAS 2025. https://doi.org/10.1073/pnas.2417308122
Link: https://idw-online.de/de/news848031
Nicht alle Herzmuskelentzündungen sind gleich
Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft
Herzmuskelentzündungen unterscheiden sich je nach Auslöser – seien es COVID-19, die mRNA-Impfung gegen COVID-19 oder andere Ursachen. Diese Ergebnisse ebnen den Weg für passgenauere Therapien, berichten Berliner Forschende gemeinsam mit internationalen Kolleg*innen in „Nature Cardiovascular Research“.
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Myokarditis wird durch verschiedene Infektionen, Autoimmunerkrankungen, genetische und umweltbedingte Faktoren sowie in selten Fällen durch Impfungen verursacht. COVID-19 ist in erster Linie eine Atemwegserkrankung, aber es ist bekannt, dass eine Infektion mit SARS-CoV-2 auch das Herz schädigen kann. Bei Kindern und jungen Erwachsenen löst SARS-CoV-2 in seltenen Fällen ein multisystemisches Entzündungssyndrom aus. Die Myokarditis ist dabei das häufigste klinische Merkmal.
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Das Herzgewebe aus den Biopsien nutzten die Forschenden des Max Delbrück Center, um die RNA in den Zellkernen (snRNA-seq) zu sequenzieren. So konnten sie die Genexpression analysieren, Transkriptionsprofile jeder einzelnen Zelle erstellen und mithilfe der Profile die verschiedenen Zelltypen des Herzens identifizieren. Sie haben die molekularen Veränderungen in jeder Zelle und die Häufigkeit der verschiedenen Zelltypen im Herzmuskelgewebe von drei verschiedenen Gruppen untersucht: Proben, die COVID-19-positiv waren, Fälle, die durch mRNA-Impfstoffe verursacht wurden, und nicht-COVID-induzierte Herzmuskelentzündungen, die auf Virusinfektionen vor der Pandemie zurückgeführt werden konnten.
Einige Veränderungen in der Genexpression ähnelten sich zwar in allen drei Gruppen, stellten die Wissenschaftler*innen fest. Aber es gab erhebliche Unterschiede in der Genexpression der Immunzellen. Außerdem zeigten die Transkriptionsprofile, dass die Immunzellen je nach Ursache der Herzmuskelentzündung unterschiedlich häufig vorkamen.
„Derartige Unterschiede waren überraschend“, sagt Dr. Eric Lindberg, Co-Erstautor der Studie und ehemaliger Postdoc im Forschungsteam von Hübner. Mittlerweile leitet er eine eigene Arbeitsgruppe am LMU-Klinikum in München. So beobachteten die Forschenden beispielsweise, dass nach der Impfung CD4-T-Zellen häufiger waren, während nach einer SARS-CoV-2-Infektion eher CD8-T-Zellen dominierten. In den Proben von Herzmuskelentzündung ohne COVID lag das Verhältnis von CD4- zu CD8-Zellen bei etwa 50:50. Die Genexpressionsdaten deuteten außerdem darauf hin, dass die CD8-T-Zellen in der COVID-19-Gruppe aggressiver erschienen als bei Myokarditis ohne COVID-Erkrankung. Die Forschenden fanden zudem in der Post-COVID-Myokarditis eine kleine Population von T-Zellen, die zuvor nur im Blut von schwerkranken COVID-19-Patient*innen beobachtet worden war.
„Diese Ergebnisse deuten insgesamt auf eine stärkere Immunantwort bei COVID-19-Myokarditis im Vergleich zu Myokarditisformen hin, die wir vor der Pandemie kannten. Dagegen ist die Entzündung des Herzmuskels nach einer Impfung anscheinend weniger ausgeprägt“, sagt Professor Norbert Hübner vom Max Delbrück Center und der Charité – Universitätsmedizin Berlin.
Link: https://www.mdc-berlin.de/de/news/press/nicht-alle-herzmuskelentzuendungen-sind-gleich
Originalpublikation: Henrike Maatz, Eric L. Lindberg, et al. (2024): „The cellular and molecular cardiac tissue responses in human inflammatory cardiomyopathies following SARS-CoV-2 infection and COVID-19 vaccination.“ Nature Cardiovascular Research, DOI: 10.1038/s44161-025-00612-6 | https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/39994453/
Neue Studie identifiziert einzigartige Astrozyten der weißen Substanz mit regenerativem Potenzial
Helmholtz Zentrum München Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH)
Ein Forschungsteam unter der Leitung von Dr. Judith Fischer-Sternjak von Helmholtz Munich und der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München sowie Prof. Magdalena Götz von Helmholtz Munich, der LMU und dem SyNergy-Exzellenzcluster hat verschiedene Subtypen von Astrozyten in der weißen Substanz (WM) identifiziert – darunter eine besondere Zellart mit der Fähigkeit zur Vermehrung, die möglicherweise zur Regeneration des Gehirns beitragen kann.
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Die Studie identifizierte zwei unterschiedliche Typen von Astrozyten in der kortikalen weißen Substanz. Einer dieser Typen ist weit im Gehirn verbreitet, evolutionär konserviert und vermutlich an der Unterstützung von Nervenfasern, der Zellkommunikation und der Stoffwechselregulation beteiligt. Der andere ist ein hochspezialisierter Subtyp, der vor allem in der kortikalen weißen Substanz vorkommt. Diese Zellart zeichnet sich durch eine bemerkenswerte Fähigkeit zur Proliferation aus und wird durch spezifische Signalwege beeinflusst, die mit anderen Gehirnzellen interagieren.
Bemerkenswerterweise fanden die Forschenden heraus, dass einige dieser proliferierenden Astrozyten aus der weißen Substanz in die graue Substanz wandern können. Dies legt nahe, dass bestimmte Regionen der weißen Substanz als verborgenes Reservoir für die Neubildung von Astrozyten dienen könnten und somit zur langfristigen Erhaltung der Gehirnfunktion beitragen.
Die Entdeckung proliferierender Astrozyten in der weißen Substanz eröffnet vielversprechende Möglichkeiten für die regenerative Medizin. Ein besseres Verständnis der Mechanismen, die die Astrozytenproliferation steuern, könnte zur Entwicklung neuer Therapien für Gehirnverletzungen und neurodegenerative Erkrankungen wie Multiple Sklerose führen, bei denen die Integrität der weißen Substanz beeinträchtigt ist.
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Link: https://idw-online.de/de/news847935 | https://www.helmholtz-munich.de/newsroom/news/artikel/neue-studie-identifiziert-einzigartige-astrozyten-der-weissen-substanz-mit-regenerativem-potenzial
Originalpublikation: Bocchi et al., 2025: Astrocyte heterogeneity reveals region-specific astrogenesis in the white matter. Nature Neuroscience. DOI: 10.1038/s41593-025-01878-6 | https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/39994409/
Zufallsentdeckung schreibt Geschichte der Atmung neu
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler entdeckten eine Variante eines Chinon-Moleküls, das Methylplastochinon. Sie konnten diese in einem stickstoffverwertenden Bakterium (Nirtospirota) nachweisen und aufzeigen, dass sich die Grundlagen der Sauerstoff-Atmung bereits früher als vor 2,3 Milliarden Jahren entwickelt haben, also lange bevor es Sauerstoff in der Atmosphäre gab. Die Ergebnisse, die unter Leitung der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) entstanden sind, wurden in der internationalen Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Science (PNAS) veröffentlicht.
Link: https://idw-online.de/de/news847953
Originalpublikation: F.J. Elling, F. Pierrel, S. Chobert, S.S. Abby, T.W. Evans, A. Reveillard, L. Pelosi, J. Schnoebelen, J.D. Hemingway, A. Boumendjel, K.W. Becker, P. Blom, J. Cordes, V. Nathan, F. Baymann, S. Lücker, E. Spieck, J.R. Leadbetter, K. Hinrichs, R.E. Summons, & A. Pearson, A novel quinone biosynthetic pathway illuminates the evolution of aerobic metabolism, Proc. Natl. Acad. Sci. U.S.A. 122 (8) e2421994122, https://doi.org/10.1073/pnas.2421994122 (2025).
Evolvierbarkeit und natürliche Auslese: Studie zeigt, wie natürliche Auslese genetische Systeme für zukünftige Anpassungen optimiert.
Hypermutierbarer Locus: Entdeckung eines Locus, der Mutationen 10.000-mal schneller erzeugt und schnelle Anpassungen ermöglicht. Anpassung mit Voraussicht: Studie zeigt, wie natürliche Auslese Organismen befähigt, zukünftige Umweltveränderungen vorherzusehen und sich anzupassen.
„Experimente ebnen oft den Weg zu einem neuen Verständnis, indem sie Geheimnisse durch die Aufklärung mechanistischer Details auflösen“, sagte Paul Rainey, der leitende Autor der Studie. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Selektion auf der Ebene der Abstammungslinien die Entwicklung von Merkmalen vorantreiben kann, die das Evolutionspotenzial erhöhen, und bieten einen faszinierenden Einblick in die Art und Weise, wie die Evolution eine Art ‚Voraussicht‘ erlangen kann.“ Michael Barnett, Erstautor der Studie, fügte hinzu: „Indem wir die Evolution eines hypermutablen Locus nachweisen, zeigen wir, dass es bei der Anpassung nicht nur um das Überleben in der Gegenwart geht, sondern auch um die Verfeinerung der Fähigkeit, sich in der Zukunft anzupassen.“
Link: https://idw-online.de/de/news847839
Originalpublikation:
https://www.science.org/doi/10.1126/science.adv4087
Recyclingcenter der Zellen organisieren sich selbst
Philipps-Universität Marburg
Studie entschlüsselt die innere Struktur der Peroxisomen genannten Mini-Fabriken in Zellen
Peroxisomen, eine Art von „Recyclingzentren“ unserer Zellen, sind nicht nur einfache Vesikel, sondern besitzen eine innere Struktur, die verschiedene Stoffwechselprozesse effizient trennt. Forschende um die Biologen Nils Bäcker und Dr. Johannes Freitag von der Philipps-Universität Marburg haben nun entschlüsselt, wie sich in diesen Zellorganellen sogenannte Kernstrukturen bilden, die bestimmte Enzyme konzentrieren und andere ausschließen. Diese Selbstorganisation sorgt dafür, …
Link: https://idw-online.de/de/news847860
Originalpublikation: Nils Bäcker, Gert Bange, Johannes Freitag et al, Nature Communications (2024), DOI: https://doi.org/10.1038/s41467-025-57053-9
Verlust des Y-Chromosoms als neuer Risikofaktor für Herzerkrankungen entdeckt
Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung e.V.
Männer, die in einem Teil der Blutzellen ihr Y-Chromosom verlieren, haben ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen – insbesondere für einen tödlichen Herzinfarkt. Das zeigt eine neue Studie mit Beteiligung des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK).
Link: https://idw-online.de/de/news847868
Originalpublikation: Weyrich M, Zewinger S, Sarakpi T, et al. Mosaic loss of Y chromosome and mortality after coronary angiography. Eur Heart J. Published online February 12, 2025. https://academic.oup.com/eurheartj/advance-article/doi/10.1093/eurheartj/ehaf035/8009275?login=false
Blutproteine in der Entwicklung vom Kind zum Jugendlichen
Max-Planck-Institut für Biochemie
Groß angelegte Studie zeigt, wie Genetik und Entwicklung die Blutproteine von Kindern formen. Daten können im neuen Webportal proteomevariation.org abgerufen werden. Proteine im Blut dienen während der gesamten Entwicklung als wichtige Indikatoren für Gesundheit und Krankheitsrisiken. Forschende der Universität Kopenhagen und des Max-Planck-Instituts für Biochemie haben nun herausgefunden, wie diese Proteine im Kindes- und Jugendalter reguliert werden – eine wichtige Grundlage für das Verständnis von Krankheitsmechanismen und die Entwicklung besserer Diagnosewerkzeuge.
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Mithilfe modernster Massenspektrometrie haben die Forschenden mehr als 1.200 verschiedene Proteine in Blutproben von über 2.100 Kindern und Jugendlichen im Alter von 5 bis 20 Jahren gemessen. Sie fanden heraus, dass der Gehalt von 70 Prozent dieser Proteine durch Faktoren wie Alter, Geschlecht, Body-Mass-Index und Genetik beeinflusst wird. „Der Plasmaproteinspiegel wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst, aber der Grad ihres Einflusses variiert von Protein zu Protein. Als wir die Quellen der Variation aufschlüsselten, stellten wir fest, dass einige Proteinwerte in erster Linie genetisch bedingt sind, während andere stärker von anderen Faktoren wie Alter oder Fettleibigkeit beeinflusst werden. Das hilft zu erklären, warum sich Kinder unterschiedlich entwickeln und warum manche anfälliger für bestimmte Krankheiten sind als andere“, erklärt Dr. Lili Niu, Erstautorin der Studie.
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Die Studie ergab, dass Gene die Menge von einem Drittel der Blutproteine steuern, wobei einige genetische Varianten bis zu 30-mal größere Unterschiede zwischen den Individuen verursachen. Diese Ergebnisse waren in hohem Maße reproduzierbar und wurden bei 1.000 Kindern und 558 Erwachsenen wiederholt, was ihre Beständigkeit bis ins Erwachsenenalter bestätigte.
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Um es Forschenden auf der ganzen Welt zu erleichtern, diese Erkenntnisse zu nutzen, hat das Team ein interaktives Webportal unter proteomevariation.org eingerichtet, auf dem Wissenschaftler*innen verfolgen können, wie sich bestimmte Proteine während der Kindheit verändern.
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„Diese Studie zeigt, wie sich die massenspektrometrische Proteomik zu einem leistungsfähigen Werkzeug für groß angelegte Bevölkerungsstudien entwickelt“, fasst Matthias Mann zusammen. „Mit einem kleinen Tropfen Blut können wir nun Tausende von Proteinen mit bisher unerreichter Präzision messen, was neue Möglichkeiten eröffnet, Krankheitsmechanismen zu verstehen und Biomarker zu finden, die schon früh im Leben auf ein Krankheitsrisiko hinweisen könnten.
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Diese umfassende Karte der Proteinveränderungen in der Kindheit ist ein weiterer Schritt auf dem Weg zur Integration der Proteomik in die Präzisionsmedizin. Die Forschenden untersuchen nun, ob diese Proteinmuster Ärzten helfen könnten, vorherzusagen, welche Kinder bestimmte Krankheiten entwickeln könnten und welche Behandlungen für sie am besten geeignet wären.
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Omics-Technologie: ist ein Sammelbegriff für eine Gruppe von Methode in der Biotechnologie und Biologie, die die globale Analyse von Biomolekülen in biologischen Systemen ermöglichen. Die Methodik hat das Potential den Gesamtzusammenhang von biologischen Systemen zu zeigen. Häufige „Omics“-Technologien sind: Genomics: untersucht das gesamte Genom, also die Gesamtheit der DNA in einer Zelle; Transcriptomics: analysiert das gesamte Set an RNA-Molekülen, die in einer Zelle produziert werden. Proteomics: untersucht das gesamte Set an Proteinen, das von einer Zelle oder einem Organismus produziert wird. Metabolomics: ist die Studie aller metabolischen Produkte (Metaboliten) in einer Zelle und Epigenomics: befasst sich mit der Gesamtheit aller epigenetischen Modifikationen in einem genetischen Material.
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Link: https://idw-online.de/de/news847881
Originalpublikation: Lili Niu, Sara Elizabeth Stinson, Louise Aas Holm, Morten Asp Vonsild Lund, Cilius Esmann Fonvig, Leonardo Cobuccio, Jonas Meisner, Helene Bæk Juel, Joao Fadista, Maja Thiele, Aleksander Krag, Jens-Christian Holm, Simon Rasmussen, Torben Hansen & Matthias Mann: Plasma proteome variation and its genetic determinants in children and adolescents, Nature Genetics, Februar 2025
DOI: https://dx.doi.org/10.1038/s41588-025-02089-2
Neue Erkenntnisse zu Mechanismen der Spracherholung nach Schlaganfall
Universität Leipzig
Eine aktuelle Studie zeigt, wie sich das Gehirn in den ersten Monaten nach einem Schlaganfall reorganisiert, um das Sprachvermögen wieder zu verbessern. Die Erkenntnisse helfen, die Funktionsweise von funktionellen Netzwerken im Gehirn besser zu verstehen. Sie bergen zudem das Potential, in weiterer Zukunft in der personalisierten Therapie nach einem Schlaganfall zum Einsatz zu kommen. Das haben Forschende des Wilhelm-Wundt-Instituts für Psychologie der Universität Leipzig, des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften, des Universitätsklinikums Leipzig und der Universität Cambridge herausgefunden. Die Ergebnisse wurden nun in der Fachzeitschrift BRAIN veröffentlicht.
Link: https://idw-online.de/de/news847762
Originalpublikation: „Dynamic reorganization of task-related network interactions in post-stroke aphasia recovery”, https://doi.org/10.1093/brain/awaf036
Neue Klasse vielversprechender Malaria-Medikamente entdeckt
Ludwig-Maximilians-Universität München
Epigenetische Hemmstoffe als neue, vielversprechende Interventionsstrategie gegen Malaria? Eine neue Studie identifiziert einen Inhibitor der Genregulation, der gezielt den Erreger abtötet.
Link: https://idw-online.de/de/news847775
Originalpublikation: Maria Theresia Watzlowik et al.: Plasmodium blood stage development requires the chromatin remodeller Snf2L. Nature 2025
https://doi.org/10.1038/s41586-025-08595-x
Seltene Nebenwirkung bei Immuntherapie gegen Krebs entdeckt
Universität Leipzig
Forschende haben eine seltene, aber schwerwiegende Nebenwirkung bei einer innovativen Therapieform von Blutkrebs entdeckt und analysiert. Die Ergebnisse der Studie sind von Wissenschaftler:innen der Universitätsmedizin Leipzig, des Fraunhofer-Instituts für Zelltherapie und Immunologie sowie der Uniklinik Köln im hochrangigen Journal Nature Medicine veröffentlicht worden.
Link: https://idw-online.de/de/news847890
Originalpublikation in Nature Medicine:
Multiomic profiling of T cell lymphoma after therapy with anti-BCMA CAR T cells and GPRC5D-directed bispecific antibody, DOI: 10.1038/s41591-025-03499-9 | https://www.nature.com/articles/s41591-025-03499-9