Neue Forschungsergebnisse zeigen, dass Lockdowns einen Einfluss auf das Darmmikrobiom und Allergien bei Neugeborenen haben
Die während der COVID-19-Pandemie verhängten Abschottungsmaßnahmen hatten Einfluss auf die Entwicklung des Darmmikrobioms von Neugeborenen, die in dieser Zeit geboren wurden. Unser Darmmikrobiom, ein Ökosystem von Mikroben, die in unserem Verdauungstrakt leben, spielt eine wichtige Rolle für die menschliche Gesundheit. Die Studie zeigt signifikante Unterschiede in der Entwicklung des Mikrobioms von Säuglingen, die während der Sperrzeit geboren wurden, im Vergleich zu Säuglingen vor der Pandemie. … Babys, die während der Abriegelung geboren wurden, wiesen auch geringere Raten an allergischen Erkrankungen, wie z. B. Nahrungsmittelallergien, auf als erwartet. … Die Ergebnisse zeigen, dass die einzigartige Umgebung während der Pandemie für die Gesundheit der „Pandemie-Babys“ von Vorteil ist, da sie weniger Infektionen und damit auch weniger Antibiotika benötigen und länger gestillt werden. Es wurde festgestellt, dass die Neugeborenen mehr der nützlichen Mikroben hatten, die sie nach der Geburt von ihren Müttern erworben hatten. Diese mütterlichen Mikroben könnten eine schützende Rolle gegen allergische Krankheiten spielen. … „Ein faszinierendes Ergebnis ist, dass aufgrund der geringeren menschlichen Exposition und des Schutzes vor Infektionen nur 17 % der Säuglinge im Alter von einem Jahr ein Antibiotikum benötigten, was mit einem höheren Gehalt an nützlichen Bakterien wie Bifidobakterien korrelierte. Die Studie hat einen reichen Fundus an Daten geliefert, den wir in Zukunft weiter analysieren und untersuchen werden.“ Journal Reference: Katri Korpela, Sadhbh Hurley, Sinead Ahearn Ford, Ruth Franklin, Susan Byrne, Nonhlanhla Lunjani, Brian Forde, Ujjwal Neogi, Carina Venter, Jens Walter, Jonathan Hourihane, Liam O’Mahony. Association between gut microbiota development and allergy in infants born during pandemic‐related social distancing restrictions. Allergy, 2024; DOI: 10.1111/all.16069
https://www.sciencedaily.com/releases/2024/02/240229124144.htm
Wie sensorische 40Hz-Gamma-Rhythmus-Stimulation Amyloid in Alzheimer-Mäusen beseitigt
Die Stimulierung eines wichtigen Gehirnrhythmus mit Licht und Ton erhöht die Peptidfreisetzung von Interneuronen und fördert so den Abbau von Alzheimer-Proteinen über das glymphatische System des Gehirns, so eine neue Studie.
https://www.sciencedaily.com/releases/2024/02/240228114328.htm
Anti-Aging-Medikament Rapamycin verbessert Immunfunktion dank Endolysosomen
-Planck-Institut für Biologie des Alterns
Schutz vor Zunahme entzündungsfördernder Faktoren im Alter Rapamycin gilt als vielversprechendes Anti-Aging-Medikament, das die Gesundheit im Alter verbessert und den altersbedingten Rückgang der Immunfunktion mildert. Eine Forschungsgruppe des Max-Planck-Instituts für Biologie des Alterns hat in Fruchtfliegen entdeckt, dass Rapamycin die so genannten Endolysosomen aktiviert, die eine ähnliche Funktion wie der Magen in unserem Zellen haben. … Der Wirkstoff Rapamycin, der normalerweise in der Krebstherapie und nach Organtransplantationen eingesetzt wird, kann bei Versuchstieren die Lebens- und Gesundheitsspanne verlängern. Um unerwünschte Nebenwirkungen zu vermeiden, ist es wichtig zu verstehen, wie Rapamycin die Lebensdauer verlängert. „Wir wissen, dass Rapamycin die Lebensdauer über zwei Mechanismen verlängert: eine gesteigerte Autophagie und eine verminderte Aktivität eines Proteins namens S6K. Es wurde gezeigt, dass Mäuse, bei denen S6K verändert ist, länger leben. Aber der Mechanismus, durch den S6K die Lebensspanne verlängert, ist unklar“, sagt Sebastian Grönke, Mitautor der Studie. … Die Forschenden konnten zeigen, dass eine veränderte Aktivität von S6K die Endolysosomen beeinflusst. Diese bauen Material in den Zellen ab und spielen eine wichtige Rolle bei der Regulation verschiedener zellulärer Prozesse, zum Beispiel bei Entzündungsreaktionen. „Wenn wir die Aktivität von S6K oder das Entzündungssignal im Fettkörper unterdrückten, lebten die Fliegen länger, zeigten im Alter eine bessere Immunfunktion, und konnten bakterielle Infektionen effizienter zu beseitigen“, erklärt Pingze Zhang, Erstautor der Studie. „Letztlich gehen wir davon aus, dass die Endolysosomen den altersbedingten Anstieg entzündungsfördernder Faktoren verhindern und Rapamycin genau dort angreift“, fasst Sebastian Grönke zusammen. … Zusätzlich identifizierten die Forschenden ein wichtiges Bindeglied zwischen dem endolysosomalen System und der altersbedingten Entzündung: das Protein Syntaxin 13. Dieses Protein ist in der Leber von mit Rapamycin behandelten Mäusen erhöht, was darauf hindeutet, dass die Regulierung des endolysosomalen Systems und die Kontrolle der Entzündungswege während des Alterns bei Fliegen und Mäusen ähnlich ist.
Originalpublikation: Zhang, P.; Catterson, J. H.; Grönke, S.; Partridge, L.: Inhibition of S6K lowers age-related inflammation and increases lifespan through the endolysosomal system. Nature Aging (2024)
Link Deutsch: https://idw-online.de/de/news829420
https://www.age.mpg.de/3927/220829_pm_zeitfenster_fuer_rapamycin
Schmerzmediziner machen neuen Vorschlag für assistierten Suizid
Die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin (DGS) schlägt einen Stufenplan zur Einführung des ärztlich assistierten Suizids vor. … Demnach sollte in einer zweijährigen Übergangsphase zunächst ein assistierter Suizid bei Palliativpatienten und körperlich Schwerstkranken ermöglicht werden. Nach Ablauf dieser zwei Jahre könnten die neuen gesetzlichen Rahmenbedingungen evaluiert und gegebenenfalls auf weitere Patientengruppen ausgeweitet werden, so der DGS-Vorstand in einer Pressemitteilung. Als Beispiel nennt er chronisch psychisch kranke Menschen. … „Eine intravenöse Gabe von Narkotika wäre ungleich sicherer als die orale Einnahme von Medikamenten.“ Letztlich müsse aber der Suizidwillige die entscheidende Handlung, etwa das Öffnen der Infusion, vollziehen. …
Neurodegenerative Erkrankungen
CME: Aktuelle medikamentöse Therapieansätze der Alzheimerkrankheit
Fortschritte bei der Alzheimerkrankheit im Bereich der Biomarkerdiagnostik gingen mit solchen in der Entwicklung verlaufsmodifizierender Medikamente einher. Der folgende CME-Artikel gibt einen orientierenden Überblick über den aktuellen Stand dieser Therapieansätze.
Probiotika als potenzielle therapeutische Wirkstoffe: Schutz der Skelettmuskulatur vor alkoholbedingten Schäden durch die Darm-Leber-Muskel-Achse
Zusammenfassung
Probiotika haben das Potenzial, dem Verlust von Muskelmasse entgegenzuwirken, die körperliche Ermüdung zu verringern und die Entzündungsreaktion nach intensiver körperlicher Betätigung zu mildern, obwohl die Mechanismen, über die sie wirken, nicht ganz klar sind. Ziel dieser Übersicht ist es, die wichtigsten schädlichen Auswirkungen von Alkohol auf die Skelettmuskulatur zu beschreiben und wichtige Strategien für den Einsatz von Probiotika aufzuzeigen. Der übermäßige Konsum von Alkohol ist ein weltweites Problem und spielt nachweislich eine entscheidende Rolle beim Fortschreiten der alkoholischen Lebererkrankung (ALD), für die bisher nur eine Änderung des Lebensstils, einschließlich der Einstellung des Alkoholkonsums, als Therapie zur Verfügung steht. Bei ALD trägt Alkohol erheblich zum Verlust der Skelettmuskulatur und zu Veränderungen in der Darmmikrobiota bei, die die Grundlage für eine Reihe von Problemen im Zusammenhang mit dem Auftreten von Sarkopenie sind. In dieser Übersicht werden einige der wichtigsten Auswirkungen von Alkohol auf die Skelettmuskulatur beschrieben, wobei der Schwerpunkt auf der „Darm-Leber-Muskel-Achse“ liegt, die die Hauptursache für eine Reihe von Muskelfunktionsstörungen im Zusammenhang mit dem Auftreten von ALD zu sein scheint. Die Modulation der Darmmikrobiota durch die Einnahme von Probiotika hat sich als entscheidend erwiesen, um die durch hohen Alkoholkonsum verursachten Muskelschäden zu mildern.
Stichworte: Alkohol; Skelettmuskel; Probiotika; intestinale Mikrobiota; Achse Darm-Muskel; Achse Leber-Muskel
https://www.mdpi.com/2227-9059/12/2/382
Genmanipulierte Zellen für Multiple Sklerose
Die Hoffnungen sind groß, dass gentechnisch veränderte Immunzellen, die bereits zur Behandlung von Blutkrebs eingesetzt werden, auch das Fortschreiten einer degenerativen Autoimmunkrankheit aufhalten können. Die ersten US-Studien mit CAR-T-Zellen zur Behandlung von Multipler Sklerose (MS) haben begonnen. Diese gentechnisch veränderten Zellen könnten das schlecht funktionierende Immunsystem wieder in Gang bringen und so die für MS typischen Hirnschäden aufhalten. „Ich will nicht voreilig sein, aber es besteht die Aussicht auf eine einmalige Therapie“, sagt der Neurologe Jeffrey Dunn, der für das US-Biotech-Unternehmen Kyverna eine Studie leitet. Die Sicherheit gibt Anlass zur Sorge, denn CAR T-Behandlungen können Hirntoxizität verursachen, die zu Verwirrung, Krampfanfällen und Tod führen kann.
https://www.nature.com/articles/d41586-024-00470-5
Kartoffel-Entdeckung könnte zu schmackhafteren, gesünderen Chips und Pommes führen
Februar 2024 Geschrieben von Matt Davenport-Michigan State
Forscherinnen und Forscher haben einen Schlüsselmechanismus entdeckt, der für das Dunkelwerden und die möglichen gesundheitlichen Probleme von kalt gelagerten Kartoffeln verantwortlich ist. … Die Aufbewahrung der Kartoffeln im Kühlhaus stellt sicher, dass die Hersteller von Pommes frites und Chips alles haben, was sie brauchen, aber die niedrigen Temperaturen lösen auch einen Prozess aus, der als kälteinduzierte Süßung (CIS) bezeichnet und bei dem Stärke in Zucker umgewandelt wird. … Die Verarbeitung von zuckerhaltigen Knollen führt zu dunkel gefärbten Pommes frites und Chips. Außerdem entsteht Acrylamid, eine krebserregende Verbindung, die bei der Verarbeitung bei hohen Temperaturen gebildet und mit gesundheitlichen Problemen wie einem erhöhten Krebsrisiko in Verbindung gebracht wird. … „Wir haben das spezifische Gen identifiziert, das für CIS verantwortlich ist, und, was noch wichtiger ist, wir haben das regulatorische Element aufgedeckt, das es bei tiefen Temperaturen einschaltet“, erklärt Jiang. „Indem wir untersuchen, wie dieses Gen ein- und ausgeschaltet wird, eröffnen wir die Möglichkeit, Kartoffeln zu entwickeln, die von Natur aus resistent gegen CIS sind und daher keine giftigen Verbindungen produzieren.“
Originalstudie DOI: https://doi.org/10.1093/plcell/koae050
https://www.futurity.org/potatoes-snack-foods-3183332-2/
Fibroblasten lösen Entzündung auf
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Forschungsteam entdeckt neue Rolle der Fibroblasten für Gelenke
Fibroblasten galten lange Zeit als rein strukturgebende Zellen im menschlichen Körper. Sie waren deshalb als Angriffspunkt zur Therapie von rheumatischen Gelenkerkrankungen wie der rheumatoiden Arthritis uninteressant. Ein internationales Team unter Leitung von Prof. Dr. Andreas Ramming und der Medizinischen Klinik 3 – Rheumatologie und Immunologie (Direktor: Prof. Dr. Georg Schett) des Uniklinikums Erlangen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) konnte nun zeigen, dass Fibroblasten sehr aktiv zur Gelenkzerstörung beitragen; umgekehrt aber auch Entzündungen im Gelenk aktiv auflösen. Diese vielfältigen Funktionen von Fibroblasten im Gelenk revolutioniert den Blick auf diese Zellen und ihr Potenzial für neue therapeutische Ansätze. Möglich wurde dieser revolutionäre Blick auf Fibroblasten durch den Einsatz moderner Bildgebung. In Zusammenarbeit mit der Nuklearmedizinischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Torsten Kuwert) wurde die Aktivität von Fibroblasten mittels neuartiger Positronen-Emissions-Tomographie (PET) bei Rheumapatient/-innen sichtbar gemacht. Sogenannte FAPis (Fibroblast Activation Protein-Inhibitoren) wurden hierfür als Tracer gespritzt. FAPis lagern sich an aktivierte Fibroblasten und können so die jeweilige Aktivität der Fibroblasten im Gelenk anzeigen. „Sehen wir ein starkes FAPi-Signal im PET ist Gefahr in Verzug. Wir müssen zügig behandeln, um einen Gelenkschaden zu vermeiden. Zeigt sich hingegen die Entzündung ohne FAPi-Signal haben wir mehr Zeit und können mildere Therapieansätze einsetzen“, erläutert Prof. Ramming die Studienergebnisse. …
Link Deutsch: https://idw-online.de/de/news829176