Ausblicke auf Wissensbiotope aktueller Forschung

Paracelsus 1540. Kupferstich von Augustin Hirschvogel

Ein Non-Profit-Publikationsraum für wissenschaftlich interessierte Kreise.

Wissenschaftsjournalismus auf den Grundlagen der Public-Domain, Open-Access- und Creative-Commons-Politiken.

Themenschwerpunkte, die immer wieder um neue Erkenntnisse erweitert werden.

Zahlreiche Fachbegriffe, die mit erklärenden und vertiefenden Tooltips versehen sind.


Die Bedeutung des menschlichen Mikrobioms für die mentale Gesundheit

Die komplexen Signalwege in der Kommunikation zwischen Mikrobiom und Gehirn. BAs Gallensäuren („bile acids“), GABA Gamma-Aminobuttersäure, HPA Hypothalamus-Hypohysen-Nebennierenrinden-Achse, SCFA kurzkettige Fettsäuren („short chain fatty acids“). (Erstellt mit BioRender.com)

Die Zusammensetzung des Mikrobioms ist bei vielen häufigen psychiatrischen Erkrankungen verändert. Präklinische Studien haben wichtige Mechanismen aufgedeckt, über die das Mikrobiom mit neuronalen Funktionen im bidirektionalen Austausch steht. Dysregulationen im komplexen Zusammenspiel von Mikrobiom, Immunsystem, Stress-Response und Energiehomöostase könnten insbesondere in der frühen Lebensphase für die Entwicklung psychiatrischer Symptome im späteren Leben prädisponieren … 
Dr. med. Alexander Refisch, Martin Walter 
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Neue Darmmikrobe produziert Schwefelwasser­stoff und schützt so vor Krankheits­erregern

Elektronenmikroskopisches Bild von Taurinivorans muris in Reinkultur C: Huimin Ye

Ein internationales Forschungsteam um den Mikrobiologen Alexander Loy von der Universität Wien hat eine neue Darmmikrobe entdeckt, die sich ausschließlich von Taurin ernährt und dabei das Gas Schwefelwasserstoff produziert. Dies ist ein weiterer Baustein zum Verständnis mikrobieller Prozesse und ihrer Auswirkungen auf die Gesundheit. Taurinivorans muris zeigt eine Schutzfunktion gegen Klebsiella und Salmonella, zwei wichtigen Krankheitserregern. Die Ergebnisse wurden in Nature Communications veröffentlicht. 
Universität Wien 
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Immun­kompetenz : Du bist, was du isst

Fecal microbes growth on Xylose Lysine Deoxycholate (XLD) Agar after over night incubation, Ajay Kumar Chaurasiya

Forschungen an Mäusen zeigen, dass sich Darmbakterien von gewöhnlichen Fettsäuren ernähren und dass das Nebenprodukt dieses Prozesses die Vermehrung von Immunzellen im Darm anregt. Die durch den Verzehr der Fettsäuren ausgelöste Immunkaskade schützte die Mäuse vor krankheitserregenden Darmbakterien. Die Studie zeigt eindrucksvoll, wie Ernährung und Darmmikroben zusammenwirken, um das menschliche Immunsystem aufzubauen. 
Harvard Medical School 
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Wie die Darmflora den Erfolg von Krebsimmun­therapien mit­bestimmt

Strukturen des Darmmikrobioms

Wenn Krebspatientinnen und -patienten wegen einer Begleiterkrankung mit Antibiotika behandelt werden müssen, sprechen sie weniger gut auf eine Immuntherapie gegen den Tumor an. Welche Mechanismen dabei eine Rolle spielen, ist unklar. Ein Signalprotein MAdCAM-1, das für den Darm bestimmte Immunzellen in das Darmgewebe schleust, ist bei einer durch Antibiotika geschädigten Darmflora in seiner Funktion gestört. Diese Immunzellen sorgen dort für die Balance, ob das Immunsystem die Darmbakterien toleriert oder bekämpft. Gelangen sie aufgrund des fehlenden Proteins nicht mehr in die Darmschleimhaut und verbleiben im Blutkreislauf, werden sie durch Lockstoffe aus dem Gewebe um den Tumor angelockt und hemmen dort die Abwehrreaktion des Immunsystems. Dadurch vermindern sie die Wirkung der Krebsimmuntherapie. 
Universitätsklinikum Heidelberg, idw 
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Die körpereigene Abwehr hält sich selbst in Schach

Mikroskopische Analyse eines 16µm dicken Schnitts durch ein Gewebe, in dem der Immunbotenstoff Interferon gamma (IFNγ) freigesetzt wurde: Die Zellkerne des Gewebes sind blau zu sehen, das Interferon grün, Blutgefäße gelb und das Heparansulfat rot. Orange erscheinen Bereiche, in denen Interferon das Heparansulfat bindet. Der Maßstab-Balken markiert 10µm im Schnitt. Foto: AG Blankenstein, Technologieplattform „Advanced Light Microscopy“, Max Delbrück Center

Wie das Bindegewebe die Immunbotenstoffe wie ein Schwamm aufsaugt und so eine lebensbedrohliche Ausbreitung im Körper verhindert. Greift dieser Mechanismus nicht, kann das Immunsystem den eigenen Organismus schädigen, weil sich bestimmte Moleküle systemisch ausbreiten und toxisch wirken. 
Max Delbrück Center und Charité – Universitätsmedizin Berlin 
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Mikrobiom- und Immunsystem-News

Salz stört die Funktion von Immunregulatoren (Tregs): Ihre Mitochondrien produzieren vorübergehend weniger Energie und verändern so den Zellstoffwechsel. Von Felix Petermann - Max Delbrück Center

… Das menschliche Immunsystem erkennt die Anwesenheit von mikrobiellen Komponenten mit Hilfe einer Reihe von Rezeptoren … Durch zu viel Salz wird die Energieversorgung der regulatorischen T-Zellen geschwächt … Es gibt also nicht nur „böse“, sondern auch „gute“ B-Zellen … Patienten mit Schuppenflechte (Psoriasis) und Psoriasis-Arthritis zeigen Veränderungen im Mikrobiom der Haut … Mikroben in der Nahrung können die Krebsabwehr des Körpers unterstützen oder behindern. …
Divers 
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Manche Eingeweide sind besser als andere, wenn es darum geht, Energie zu ernten

Vorschlag für eine von der menschlichen Darmmikrobiota abhängige Energiegewinnung

So ungerecht es auch ist, manche von uns scheinen allein durch den Anblick eines Tellers mit Weihnachtsplätzchen zuzunehmen, während andere mit Hingabe mampfen können und kein Gramm zunehmen. Ein Teil der Erklärung könnte mit der Zusammensetzung unserer Darmmikroben zusammenhängen. Das geht aus einer neuen Studie hervor, die am Fachbereich für Ernährung, Bewegung und Sport der Universität Kopenhagen durchgeführt wurde. 
Universität Kopenhagen – Fakultät für Naturwissenschaften 
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Entstehung von Darmkrankheiten besser verstehen

Dünndarmschleimhaut

Die bisher kaum bekannte Darmflora des Dünndarms und deren einzigartige Anpassungsfähigkeit konnten Forschende der Universität Bern und des Inselspitals nun erstmals umfassend untersuchen. Sie konnten zeigen, dass Darmbakterien im Dünndarm sich dynamisch an unseren Ernährungszustand anpassen, wobei einzelne Arten verschwinden und wieder auftauchen. Die Erkenntnisse tragen dazu bei, die Entstehung von Darmkrankheiten wie Morbus Crohn oder Zöliakie besser zu verstehen und neue Therapieansätze zu entwickeln. Universität Bern 
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Schmerz­empfindliche Darmneuronen schützen vor Entzündungen

Enterische Mausneuronen

Neuronen, die Schmerzen wahrnehmen, schützen den Darm vor Entzündungen und damit verbundenen Gewebeschäden, indem sie die mikrobielle Gemeinschaft im Darm regulieren, so eine Studie von Forschern der Weill Cornell Medicine. 
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Wie sich der Dünndarm gegen Bakterien wehrt

 Wie sich der Dünndarm gegen Bakterien wehrt

Forscher der Universität Göteborg haben jetzt gezeigt, wie Schleim den Dünndarm von Mäusen schützt. Diese Erkenntnis könnte in Zukunft zu neuen Wegen führen, um Rückfälle von Morbus Crohn beim Menschen zu verhindern. Eine Methode, die die Wissenschaftler verwendeten, bestand darin, zu filmen, wie sich die Darmkrypten mit Schleim füllen und ihren Inhalt ausstoßen, um Bakterien auszuspülen. 
Schwedischer Forschungsrat 
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Wie hängen Entzündung, Altern und Diät zusammen?

Rückkopplungs-Kreislauf der alternsbedingten Entzündung (Inflammaging)

Eine leichte, andauernde Entzündung im Gewebe gilt als eine der biologischen Merkmale des Alterungsprozesses beim Menschen – und zugleich als Risikofaktor für Krankheiten wie Alzheimer oder Krebs. Prof. Dr. Francesco Neri und Dr. Mahdi Rasa vom Leibniz-Institut für Alternsforschung – Fritz-Lipmann-Institut (FLI) in Jena ist es erstmals gelungen, das Regulationsnetzwerk, das die allgemeine, organübergreifende Entzündungsreaktion befeuert, auf molekularer Ebene zu beschreiben.  
Leibniz-Institut für Alternsforschung – Fritz-Lipmann-Institut e.V. (FLI) 
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Darmmikroben und Menschen

Strukturen des Darmmikrobioms

Forscher entdecken gleichzeitige Evolutionsgeschichte von Darmmikroben und ihren menschlichen Wirten über Hunderttausende von Jahren 
Max-Planck-Gesellschaft 
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Jüngste Fortschritte in der mikrobiellen Fermentation für Milchprodukte und Gesundheit

Die mikrobielle Fermentation wird seit jeher zur Konservierung von Lebensmitteln eingesetzt, deren gesundheitlicher Nutzen inzwischen bekannt ist. Frühe Milchfermentationen hingen von der spontanen Aktivität der einheimischen Mikrobiota in der Milch ab.

Die mikrobielle Fermentation wird seit jeher zur Konservierung von Lebensmitteln eingesetzt, deren gesundheitlicher Nutzen inzwischen bekannt ist. Frühe Milchfermentationen hingen von der spontanen Aktivität der einheimischen Mikrobiota in der Milch ab. Moderne Fermentationen beruhen auf definierten Starterkulturen mit erwünschten Eigenschaften, um die Konsistenz und die kommerzielle Lebensfähigkeit zu gewährleisten. Die Auswahl definierter Starterkulturen …
National Library of Medicine – National Center for Biotechnology Information
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Fermentierte Lebensmittel: Warum der Verzehr von Sauerkraut Ihrem Darm hilft, gesund zu bleiben

„Sauerkraut, Kohl, Gemüse und Fermentation“

Jahrzehntelang wurde die Fermentierung eingesetzt, um Nahrungsmittel zu konservieren, haltbar zu machen und um ihren Geschmack zu verbessern. Aber viele Menschen wissen nicht, welche gesundheitlichen Vorteile fermentierte Lebensmittel haben.
Dr. Manal Mohammed, University of Westminster
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Chronisch entzündliche Darmerkrank­ungen

Mikroskopische Aufnahme von Darmgewebe. Grün: Epithelzellen, die HK2 produzieren. Rot: Bakterien im Inneren des Darmes. © Saskia Weber-Stiehl, IKMB, Uni Kiel

Bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen gerät auch die Zusammensetzung des Mikrobioms aus der Balance. Hier finden sich im Darmmikrobiom im Vergleich zu Gesunden weniger Bakterienarten. Neuere Untersuchungen zeigten zudem, dass bei dieser Pathologie das Enzym Hexokinase 2 erhöht ist.
Über eine Studie des Exzellenzclusters „Precision Medicine in Chronic Inflammation“
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T-Zellen wandern aus Darm und Haut ins Zentrale Nervensystem

Darmwand unter dem Mikroskop

Schon länger ist bekannt, dass eine Verbindung zwischen dem Darm-Mikrobiom und dem Zentralen Nervensystem (ZNS) besteht. Die Verbindung zwischen dem Darm-Mikrobiom und dem ZNS, die sogenannte „Darm-Hirn-Achse“, wird für vieles mitverantwortlich gemacht: für das Gewicht eines Menschen, für Autoimmunerkrankungen, Depressionen, psychische Erkrankungen oder Alzheimer. Bisher war es allerdings nicht gelungen, die Immunzellen zu zeigen, die vom Darm ins ZNS und damit ins Hirn wandern. Technische Universität München 
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Update: Okt 30, 2024 @ 10:58
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