Die Alzheimer-Krankheit (lateinisch Morbus Alzheimer) oder Alzheimersche Krankheit ist eine neurodegenerative Erkrankung, die in ihrer häufigsten Form bei Personen über dem 65. Lebensjahr auftritt und durch zunehmende Demenz gekennzeichnet ist. Sie ist für ungefähr 60 Prozent der weltweit etwa 24 Millionen Demenzerkrankungen verantwortlich.1C. P. Ferri et al.: Global prevalence of dementia: a Delphi consensus study. In: Lancet, Band 366, Nr. 9503, Dezember 2005, S. 2112–2117, doi:10.1016/S0140-6736(05)67889-0. PMID 16360788. PMC 2850264 (freier Volltext). Die Alzheimer-Krankheit beziehungsweise die Alzheimer-Demenz wird umgangssprachlich oft kurz als „Alzheimer“ bezeichnet.
Die Krankheit ist nach dem Arzt Alois Alzheimer benannt, der sie im Jahr 1906 erstmals beschrieb, nachdem er im Gehirn einer verstorbenen Patientin charakteristische Veränderungen festgestellt hatte.
Klassifikation nach ICD-10 | |
G30.0† F00.0* |
Demenz bei Alzheimer-Krankheit, mit frühem Beginn (Typ 2) |
G30.0† F00.0* |
Demenz bei Alzheimer-Krankheit, mit spätem Beginn (Typ 1) |
G30.8† F00.2* |
Demenz bei Alzheimer-Krankheit, atypische oder gemischte Form |
G30.9† F00.9* |
Demenz bei Alzheimer-Krankheit, nicht näher bezeichnet |
ICD-10 online (WHO-Version 2019) |
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Abgrenzung: „Alzheimer“ und „Demenz“
Die Begriffe Alzheimer und Demenz können und müssen klar voneinander unterschieden werden: Demenz ist der Oberbegriff für verschiedene Erkrankungen des Gehirns und wird in der wissenschaftlichen Diskussion anhand diagnostischer Kriterien klar beschrieben, unter anderem in der ICD-10. Gemeinsam ist allen Demenzen der zunehmende Verlust kognitiver, emotionaler und sozialer Fähigkeiten. Die Alzheimer-Demenz ist eine Form von Demenz, nach dem derzeitigen wissenschaftlichen Kenntnisstand die häufigste und im Allgemeinen die bekannteste Form. Die wissenschaftliche Fachwelt ist sich weitgehend darin einig, dass mindestens 60 % aller Demenzerkrankungen auf der Alzheimer-Krankheit beruhen.2Elisabeth Stechl, Catarina Knüvener et al.: Praxishandbuch Demenz. Erkennen – Verstehen – Behandeln. Mabuse-Verlag, Frankfurt am Main 2012, ISBN 978-3-86321-038-0.3R. Mahlberg, H. Gutzmann (Hrsg.): Demenzerkrankungen erkennen, behandeln und versorgen. Deutscher Ärzte-Verlag, Köln 2009, ISBN 978-3-7691-0563-6. Eine Gleichsetzung der Begriffe Alzheimer und Demenz ist irreführend und sollte vermieden werden.
Die Alzheimer-Demenz zählt zu den sogenannten primären Demenzen, bei denen das demenzielle Verhalten (kognitive Veränderungen etc.) direkt auf Gehirnveränderungen zurückzuführen ist. Ursächlich für sekundäre Demenzen sind dagegen Mangelerscheinungen, Verletzungen oder Vergiftungen (Medikamentenmissbrauch, Alkoholabusus).4Sabine Engel: Alzheimer und Demenzen. Unterstützung für Angehörige. Trias-Verlag, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-8304-3983-7. Im Gegensatz zu einigen sekundären Demenzen ist die Alzheimer-Demenz wie auch die anderen primären Demenzen (vaskuläre Demenz, Lewy-Body-Demenz u. a.) nach dem derzeitigen Kenntnisstand nicht reversibel.5R. Mahlberg, H. Gutzmann (Hrsg.): Demenzerkrankungen erkennen, behandeln und versorgen. Deutscher Ärzte-Verlag, Köln 2012, ISBN 978-3-7691-0563-6.
Auftreten der Alzheimer-Krankheit
Charakterisierung und Symptome beim Menschen
Charakteristisch ist eine zunehmende Verschlechterung der kognitiven Leistungsfähigkeit, die in der Regel einhergeht mit einer Abnahme der Fähigkeit, die Aktivitäten des täglichen Lebens zu bewältigen, mit zunehmenden Verhaltensauffälligkeiten und verstärkt auftretenden neuropsychiatrischen Symptomen.
Bereits viele Jahre bevor erste klinische Symptome sichtbar werden, bilden sich im Gehirn des Betroffenen Plaques, die aus fehlerhaft gefalteten Beta-Amyloid-(Aβ-)Peptiden bestehen. Zusammen mit den Plaques sind Neurofibrillen, die sich in Form von Knäueln in den Neuronen ablagern, kennzeichnend (pathognomonisch) für die Erkrankung. Morbus Alzheimer gehört zu den Tauopathien, da sich bei dieser neurodegenerativen Erkrankung fehlerhafte Tau-Proteine aus dem Zellkörper heraus an die Axone anlagern und nicht mehr zurück in den Zellkörper können und die Zellen bis zur Unfähigkeit hin einschränken.
Die zugrundeliegenden Veränderungen sind zurzeit nicht behandelbar.
Häufigkeit
Von Alzheimer sind fast ausschließlich Menschen höheren Alters betroffen. Durch die Bevölkerungsentwicklung in den westlichen Industrienationen mit immer älter werdenden Bürgern steigt daher auch die Alzheimer-Prävalenz. Von den 65-Jährigen sind etwa zwei Prozent betroffen, bei den 70-Jährigen sind es bereits drei Prozent, bei den 75-Jährigen sechs Prozent und bei den 85-Jährigen zeigen etwa 20 Prozent Symptome der Krankheit. Über dem 85. Lebensjahr nimmt der Anteil der Betroffenen wieder ab, da die zuvor Erkrankten nur selten dieses Lebensalter erreichen. Der jüngste bisher bekannte Alzheimer-Patient erkrankte mit 27 Jahren und starb mit 33.6Skript (Memento vom 21. September 2008 im Internet Archive) (PDF; 612 kB) der Sendung Quarks & Co zum Thema Alzheimer Die bei Kindern und Jugendlichen auftretende Neuronale Ceroid-Lipofuszinose wird oft als Kinder-Alzheimer bezeichnet, ist aber eine erbliche Stoffwechselerkrankung.
Frauen erkranken deutlich häufiger an Alzheimer als Männer. Ein Grund hierfür ist die höhere Lebenserwartung. In den letzten Jahren werden zudem Zusammenhänge zwischen Schwankungen im Hormonhaushalt während der Menopause und dem Risiko, an Alzheimer zu erkranken, erforscht.7Alexandra Bröhm: Warum Frauen häufiger an Alzheimer erkranken. In: welt.de. Axel Springer SE, 31. Mai 2016, abgerufen am 30. Dezember 20198Jane Gilmore: A possible ‘link’ between menopause and Alzheimer’s is scaring women, including me. In: The Sydney Morning Herald. 7. Juni 2019, abgerufen am 30. Dezember 2019 (englisch).
In Deutschland leiden aktuell (2018) etwa 1,7 Millionen Menschen unter einer Demenzerkrankung, bis 2050 wird ein Anstieg auf 3 Millionen prognostiziert. Mehr als 25.000 von ihnen haben noch nicht das 65. Lebensjahr erreicht. Jedes Jahr werden etwa 300.000 neue Demenzerkrankungen diagnostiziert, von denen mindestens zwei Drittel vom Alzheimertyp sind.9Deutsche Alzheimer Gesellschaft e. V.: Die Häufigkeit von Demenzerkrankungen. (PDF) Infoblatt 1. In: deutsche-alzheimer.de. Juni 2018, abgerufen am 9. August 2019.
Im Jahr 2015 waren nach Schätzungen von Alzheimer’s Disease International weltweit etwa 46,8 Millionen Menschen von Demenz betroffen. Die Alzheimer-Krankheit stellt auch global mit etwa 65 % die häufigste Form der Demenz dar. Nach Auswertung von Computermodellen soll sich diese Zahl, die auf Bevölkerungsprognosen der Vereinten Nationen basiert, bis zum Jahr 2050 auf rund 131,5 Millionen Patienten erhöhen.10World Alzheimer Report 2015. The Global Impact of Dementia. (PDF) An analysis of prevalence, Incidence, cost and trends. Alzheimer’s Disease International (ADI), August 2015, abgerufen am 9. August 2019 (englisch).
Alzheimersymptome bei Tieren
Aufgrund verbesserter veterinärmedizinischer Versorgung erreichen auch Haustiere ein höheres Lebensalter. Neuropathologische Veränderungen (Plaques und vaskuläre Amyloidose) z. B. im Hirn seniler Hunde ähneln den Befunden von an Alzheimer erkrankten Menschen. Die Folge dieser Prozesse sind kognitive Funktionsstörungen, die zu übersteigerter Angst, Desorientierung, scheinbar grundloser Aggression, verringerter oder fehlender Lernfähigkeit und Verlust der Stubenreinheit führen können. Das Xanthin-Derivat Propentofyllin, das den Adenosintransport hemmt und die Hämodynamik verbessert, wird in der geriatrischen Therapie mit Hunden erfolgreich eingesetzt.11D. Kapl, K. A. Rudolphi: Neue pharmakologische Aspekte zum neurologischen Profil von Propentofyllin. In: Tierärztliche Praxis (26)(K), 1998, S. 317–321
Ursachen
Bis heute ist die Ursache der Alzheimer-Erkrankung nicht vollständig geklärt, auch wenn weitgehende, allerdings nicht vollständige Einigkeit über die möglichen Einflussfaktoren auf die Krankheitsentstehung herrscht.12“Die Ursachen der Alzheimer-Krankheit sind bislang nicht vollständig geklärt. Die bisherige Forschung zeigt, dass an ihrer Entstehung mehrere Faktoren beteiligt sind.” In: Elisabeth Stechl, Catarina Knüvener et al.: Praxishandbuch Demenz. Erkennen – Verstehen – Behandeln. Mabuse-Verlag, Frankfurt am Main 2012, ISBN 978-3-86321-038-0., S. 19213“Obgleich die Ätiologie der Alzheimer-Demenz letztlich weiterhin als ungeklärt bezeichnet werden muss, gab es doch in den letzten Jahren einen deutlichen Wissenszuwachs in der Pathologie der Erkrankung, in erster Linie auf der Basis von genetischen und molekularbiologischen Untersuchungen.” In: R. Mahlberg, H. Gutzmann (Hrsg.): Demenzerkrankungen erkennen, behandeln und versorgen. Deutscher Ärzte-Verlag, Köln 2009, ISBN 978-3-7691-0563-6., S. 11 f.14J. J. Iliff et al.: Impairment of glymphatic pathway function promotes tau pathology after traumatic brain injury. In: The Journal of neuroscience: the official journal of the Society for Neuroscience. Band 34, Nr. 49, Dezember 2014, S. 16180–16193, doi:10.1523/JNEUROSCI.3020-14.2014, PMID 25471560, PMC 4252540 (freier Volltext).
Unterfunktion der Ausschwemmung von Abfallstoffen aus dem Gehirn
→ Hauptartikel: Glymphatisches System
Im Zuge der Entdeckung (2012) des glymphatischen Systems, eines speziellen Mikrokreislaufs in Gehirn und Rückenmark zur Ausschwemmung von überflüssigem und schädlichem Material, zeigte sich, dass dieses System eine Schlüsselrolle bei der Entstehung der Alzheimer-Krankheit – und möglicherweise auch bei zukünftiger Vorbeugung und Behandlung – einzunehmen scheint.
Ablagerungen von Beta-Amyloiden, der so genannten senilen Plaques, im Zellzwischenraum (Interstitium) werden durch das glymphatische System abtransportiert. Bei Mäusen war der Abtransport der Beta-Amyloiden während des Schlafs doppelt so schnell wie während der Wachphasen. Dies wurde in Verbindung gebracht mit dem erhöhten Risiko von Personen mit Schlafstörungen, an Alzheimer zu erkranken. Auch die Zunahme des Erkrankungsrisikos im Alter wurde in Verbindung gebracht mit dem entsprechenden, altersbedingten Leistungsabfall des glymphatischen Systems.15J. M. Tarasoff-Conway et al.: Clearance systems in the brain-implications for Alzheimer disease. In: Nature reviews. Neurology. Band 11, Nr. 8, August 2015, S. 457–470, doi:10.1038/nrneurol.2015.119, PMID 26195256, PMC 4694579 (freier Volltext) (Review). Bestimmte pathogene, für Alzheimer charakteristische, Formen von Tau-Proteinen werden ebenfalls durch das glymphatische System aus dem Zellzwischenraum abtransportiert.16J. J. Iliff et al.: Impairment of glymphatic pathway function promotes tau pathology after traumatic brain injury. In: The Journal of neuroscience: the official journal of the Society for Neuroscience. Band 34, Nr. 49, Dezember 2014, S. 16180–16193, doi:10.1523/JNEUROSCI.3020-14.2014, PMID 25471560, PMC 4252540 (freier Volltext).
Genetische Risikofaktoren
Auf genetischer Ebene wurde eine Variante im Gen für das ApoE identifiziert, die einen Risikofaktor für die Entwicklung einer Alzheimer-Erkrankung darstellt. Darüber hinaus wurden kausale Mutationen in drei verschiedenen Genen gefunden [Präsenilin-1 und -2 und Amyloid-Precursor-Protein (APP, Amyloid-Vorläuferprotein)], die als Auslöser der seltenen früh auftretenden Unterform gelten. Die Veränderungen in allen drei Genen führen dazu, dass sich früher als bei der nichterblichen-sporadischen Form große Mengen von Beta-Amyloid zunächst im Assoziationscortex (zuständig für höhere kognitive Prozesse) und im Hippocampus (Gedächtnisbildung) und später im gesamten Gehirn anhäufen.17Demenz vom Alzheimer-Typ (DAT) – Diagnostik und Therapie Ihr Anteil an der Entstehung von Alzheimer (population attributable risk) wird auf maximal 30 % geschätzt. In einer Studie an 1700 isländischen Patienten wurde eine natürliche Mutation im APP-Gen entdeckt, die mit der Abwesenheit von Alzheimer und Demenz assoziiert war.18T. Jonsson et al.: A mutation in APP protects against Alzheimer’s disease and age-related cognitive decline. In: Nature. Band 488, Nr. 7409, August 2012, S. 96–99, doi:10.1038/nature11283. PMID 22801501.
Vererbung
Es gibt eine genetische Komponente in der Verursachung der Alzheimer-Krankheit. Etwa fünf bis zehn Prozent der Betroffenen zeigen eine familiäre Häufung, die auf Mutationen des Präsenilin-1-Gens (PSEN1) auf Chromosom 14, des Präsenilin-2-Gens (PSEN2) auf Chromosom 1 oder des APP-Gens auf Chromosom 21 zurückzuführen sind. Zusätzlich konnte eine noch unklare Verbindung zwischen der Alzheimerschen Erkrankung und dem ε4-Allel von Apolipoprotein E (ApoE), einem am Cholesterin-Transport beteiligten Protein, hergestellt werden.
Das Down-Syndrom mit seiner dreifachen Anlage von Erbmaterial des Chromosoms 21, auf dem sich das APP-Gen befindet, erhöht ebenfalls das Risiko, an einer Demenz, evtl. der Alzheimer-Krankheit, zu erkranken, wobei der Nachweis bei Menschen mit dieser Genommutation durch eine meist vorliegende kognitive Beeinträchtigung erschwert wird.
Weiterhin ist eine Mutationsvariante des SORL1-Gens als erhöhter Risikofaktor für diese Erkrankung genannt worden.19E. Rogaeva et al.: The neuronal sortilin-related receptor SORL1 is genetically associated with Alzheimer disease. In: Nature genetics. Band 39, Nr. 2, Februar 2007, S. 168–177, doi:10.1038/ng1943. PMID 17220890. PMC 2657343 (freier Volltext).
Eine Punktmutation von GAA zu GCA in Exon 8 im PSEN1-Gen, die zu einem Aminosäureaustausch von Glutaminsäure zu Alanin im Genprodukt führt, ist für ein gehäuftes Auftreten von FAD im kolumbianischen Departamento de Antioquia verantwortlich. Der Gendefekt wird autosomal–dominant vererbt.20F. Lopera et al.: Clinical features of early-onset Alzheimer disease in a large kindred with an E280A presenilin-1 mutation. In: JAMA. Band 277, Nr. 10, März 1997, S. 793–799, PMID 9052708.21Pam Belluck: Alzheimer’s Stalks a Colombian Family. In: nytimes.com. 1. Juni 2010, abgerufen am 27. Juli 2015 (englisch). Diese Mutation hat ihren Ausgangspunkt bei einem Paar baskischer Einwanderer, das sich Anfang des 18. Jahrhunderts in Kolumbien niederließ. Man geht von etwa 1000 Mutationsträgern aus. Die Mutation wird nach dem Namen der Bewohner dieser Gegend auch Paisa-Mutation genannt. Erste Symptome von Gedächtnisverlust machen sich typischerweise bereits in der dritten Lebensdekade bemerkbar. Leichte kognitive Beeinträchtigungen beginnen im Alter von 45 und Demenz im Alter von 50 Jahren.22PSEN1 E280A (Paisa). In: alzforum.org. Abgerufen am 27. Juli 2015 (englisch). Über einen Gentest kann die Prädisposition für die Alzheimer-Erkrankung nachgewiesen werden. Diese Patienten sind als Teilnehmer für klinische Studien zur Erprobung potenzieller Alzheimermedikamente besonders gut geeignet. Es wurde eine umfangreiche Phase-II-Langzeitstudie mit Patienten gestartet, die eine Paisa-Mutation aufweisen. Sie erhielten prophylaktisch den monoklonalen Antikörper Crenezumab.23Andreas Kleinschmidt: Alzheimer Früherkennung. In: siemens.com. 15. April 2013, abgerufen am 27. Juli 2015. Crenezumab ist gegen Beta-Amyloid-40 und -42 gerichtet.24. Panza et al.: Amyloid-based immunotherapy for Alzheimer’s disease in the time of prevention trials: the way forward. In: Expert review of clinical immunology. Band 10, Nr. 3, März 2014, S. 405–419, doi:10.1586/1744666X.2014.883921, PMID 24490853 (Review).25F. Panza et al.: Is there still any hope for amyloid-based immunotherapy for Alzheimer’s disease? In: Current opinion in psychiatry. Band 27, Nr. 2, März 2014, S. 128–137, doi:10.1097/YCO.0000000000000041, PMID 24445401 (Review). Die Studie begann 2013 und sollte bis zum Jahr 2020 laufen.26Klinische Studie (Phase II): A Study of Crenezumab Versus Placebo in Preclinical PSEN1 E280A Mutation Carriers to Evaluate Efficacy and Safety in the Treatment of Autosomal-Dominant Alzheimer Disease, Including a Placebo-Treated Noncarrier Cohort. bei Clinicaltrials.gov der NIH Im Januar 2019 gab Roche jedoch bekannt, dass die Studien zu Crenezumab frühzeitig eingestellt wurden, da die beabsichtigte Wirkung nicht eingetroffen sei.27Klinische Studie (Phase I): A Multiple Ascending Dose Study of COR388 bei Clinicaltrials.gov der NIH
Entzündliche Prozesse oder Infektion
Die Nonnenstudie von David Snowdon zeigt als unerwartetes Ergebnis die Unabhängigkeit des pathologischen Gehirnbefunds (multiple Alzheimer-Plaques) von der wiederholt erhobenen intellektuellen Leistungsfähigkeit derselben Personen zu Lebzeiten. Pat McGeer vermutet entzündliche Prozesse im Gehirn als Ursache der Erkrankung. Thomas Bayer sieht die ursächlichen Prozesse in den Nervenzellen.
Beta-Amyloid-Proteine zeigen in vitro eine starke antimikrobielle Wirkung. Eine Vermutung ist, dass sie als Defensivantwort bei einer noch unbekannten Infektion entstehen.28S. J. Soscia et al.: The Alzheimer’s disease-associated amyloid beta-protein is an antimicrobial peptide. In: PloS one. Band 5, Nr. 3, 2010, S. e9505, doi:10.1371/journal.pone.0009505. PMID 20209079. PMC 2831066 (freier Volltext).
Eine im Januar 2019 veröffentlichte Studie vermutet einen Zusammenhang zwischen der Alzheimer-Krankheit und Infektionen mit der Bakterienart Porphyromonas gingivalis, die mit Parodontitis in Verbindung steht. Indizien dafür sind das Vorkommen von P. gingivalis und dessen Stoffwechselprodukten, den sogenannten Gingipainen, in den Gehirnen von Alzheimer-Patienten. Gingipaine sind Proteasen, die in der Studie in vitro als auch in vivo die Struktur von Tau-Proteinen beeinflussen. Die Infektion von Mäusen mit Porphyromonas gingivalis führte zu Amyloidose. In der Studie konnten mit zwei Proteaseinhibitoren die Gingipaine inhibiert werden, was wiederum die Anzahl der Bakterien im Gehirn der Versuchstiere (Farbmäuse) reduzierte, die Produktion von Aβ1–42 blockierte und die Entzündungsprozesse, die zu neurodegenerativen Veränderungen führten, ebenfalls reduzieren.29Stephen S. Dominy et al.: Porphyromonas gingivalis in Alzheimer’s disease brains: Evidence for disease causation and treatment with small-molecule inhibitors In: Science Advances. Band 5, Nr. 1, 2019, Der in der Studie verwendete Inhibitor COR388 befindet sich seit Dezember 2017 in einer klinischen Phase-I-Studie mit gesunden Probanden.30Klinische Studie (Phase I): Study of COR388 HCl in Healthy Subjects bei Clinicaltrials.gov der NIH Eine weitere, randomisierte, Placebo-kontrollierte, Doppelblindstudie in Phase I mit Alzheimer-Patienten wurde im Februar 2018 begonnen.31Klinische Studie (Phase I): A Multiple Ascending Dose Study of COR388 bei Clinicaltrials.gov der NIH
Prionen als Auslöser
Forschungen deuten darauf hin, dass eine Alzheimer-artige Tauopathie bei genetisch veränderten Mäusen durch Einbringen synthetischer Tau-Fibrillen ins Gehirn ausgelöst werden kann.32Michiyo Iba, Jing L. Guo, Jennifer D. McBride, Bin Zhang, John Q. Trojanowski und Virginia M.-Y. Lee: Synthetic Tau Fibrils Mediate Transmission of Neurofibrillary Tangles in a Transgenic Mouse Model of Alzheimer’s-Like Tauopathy In: The Journal of Neuroscience. Nr. 33, 16. Januar 2013, S. 1024–1037.
Risikofaktoren Cholesterin, Trauma, Diabetes und Bluthochdruck
Als Risikofaktoren gelten – neben dem unvermeidbaren Altern und genetischer Disposition – ein vorangegangenes Schädel-Hirn-Trauma,33R. Mayeux, R. Ottman, M. Tang, L. Noboa-Bauza, K. Marder, B. Gurland, Y. Stern: Genetic susceptibility and head injury as risk factors for Alzheimer’s disease among community-dwelling elderly persons and their first-degree relatives. In: Ann Neurol. Band 33, Nr. 5, 1993, S. 494–501, PMID 8498827. Stoffwechselerkrankungen – Insulinresistenz und Hyperinsulinämie,34K. F. Neumann, L. Rojo, L. P. Navarrete, G. Farías, P. Reyes, R. B. Maccioni: Insulin resistance and Alzheimer’s disease: molecular links & clinical implications. In: Curr Alzheimer Res.:. Nr. 5 (5), Oktober 2008, S. 438–447, PMID 18855585.35J. S. Roriz-Filho, T. M. Sá-Roriz, I. Rosset, A. L. Camozzato, A. C. Santos, M. L. Chaves, J. C. Moriguti, M. Roriz-Cruz: (Pre)diabetes, brain aging, and cognition. In: Biochim Biophys Acta. 2009, S. 432–443, PMID 19135149.36W. Q. Qiu, M. F. Folstein: Insulin, insulin-degrading enzyme and amyloid-beta peptide in Alzheimer’s disease: review and hypothesis. In: Neurobiol Aging. Feb; 27 (2), 2006, S. 190–198, PMID 19135149. Diabetes37O. S. Kofman, V. H. Macmillan: Diffuse cerebral atrophy. In: Applied therapeutics. Band 12, Nr. 4, April 1970, S. 24–26, PMID 5446326.und hohe Cholesterin-Werte38M. Crisby, L. Carlson, B. Winblad: Statins in the prevention and treatment of Alzheimer disease. In: Alzheimer Disease & Associated Disorders. Band 16, Nr. 3, 2002, S. 131–136, PMID 12218642. sowie Erkrankungen des kardiovaskulären Systems – Bluthochdruck39P. Kehoe, G. Wilcock: Is inhibition of the renin-angiotensin system a new treatment option for Alzheimer’s disease? In: Lancet neurology. Band 6, Nr. 4, 2007, S. 373–378, PMID 17362841. und erlittene Schlaganfälle.40„Why stroke ups Alzheimer’s risk“ BBC, vom 4. Juni 2007
Aluminium im Gehirn: Folge oder Ursache von Alzheimer?
Siehe auch: Aluminium#Toxizität
Aluminium wurde mehrfach kontrovers als auslösender Faktor im Zusammenhang mit der Alzheimer-Krankheit diskutiert. Es ist ein häufiges Element und taucht natürlich u. a. als Spurenelement in Lebensmitteln und im Trinkwasser auf. Zusätzliche Expositionen ergeben sich durch die Verwendung in z. B. Antazida (Magaldrat, Hydrotalcit), Deodorants und Aluminium-Kochgeschirr.
Bei einem Vorfall mit Aluminiumsulfat im Trinkwasser in Camelford in Cornwall in England trank im Juli 1988 eine Reihe von Menschen Trinkwasser mit größeren Konzentrationen von Aluminiumsulfat. Die Untersuchungen der langfristigen Auswirkungen auf die Gesundheit nach diesem Vorfall sind noch immer nicht vollständig abgeschlossen, aber es wurden in Post-Mortem-Untersuchungen besonders stark erhöhte Aluminium-Konzentrationen in den Gehirnen der Opfer festgestellt und weitere Untersuchungen in Auftrag gegeben, um einen Zusammenhang mit zerebraler Amyloidangiopathie festzustellen.41Nigel Hawkes: Alzheimers linked to aluminium pollution in tap water. In: The Times. 20. April 2006, abgerufen am 7. April 2010.
In der französischen PAQUID-Kohortenstudie aus dem Jahr 1999 und späteren Aktualisierungen wurde ein möglicher Zusammenhang zwischen Aluminium-Einlagerungen durch belastetes Trinkwasser und der Wahrscheinlichkeit, an Alzheimer zu erkranken, hergestellt.42Virginie Rondeau, Daniel Commenges, Hélène Jacqmin-Gadda, Jean-François Dartigues: Relation between Aluminum Concentrations in Drinking Water and Alzheimer’s Disease: An 8-year Follow-up Study. In: Am J Epidemiology. 2000, PMID 10901330 (Online).43V. Rondeau, H. Jacqmin-Gadda, D. Commenges, C. Helmer, J.-F. Dartigues: Aluminum and Silica in Drinking Water and the Risk of Alzheimer’s Disease or Cognitive Decline: Findings From 15-Year Follow-up of the PAQUID Cohort. In: American Journal of Epidemiology. Band 169, Nr. 4, 2008, S. 489–496, doi:10.1093/aje/kwn348, PMID 19064650, PMC 2809081 (freier Volltext). Demnach wurden viele senile Plaques mit erhöhten Aluminiumwerten in Gehirnen von Alzheimer-Patienten gefunden.44Sakae Yumoto, Shigeo Kakimi, Akihiro Ohsaki, Akira Ishikawa: Demonstration of aluminum in amyloid fibers in the cores of senile plaques in the brains of patients with Alzheimer’s disease. In: Journal of Inorganic Biochemistry. Band 103, Nr. 11, 2009, S. 1579–84, doi:10.1016/j.jinorgbio.2009.07.023, PMID 19744735.
Nach einer Metastudie von Ferreira et al. aus dem Jahr 2008 von 34 relevanten Studien stellten 68 % einen Zusammenhang zwischen Aluminium und Alzheimer her, während 8,5 % keinen Zusammenhang fanden. 23,5 % kamen zu keinem deutlichen Ergebnis.45P. C. Ferreira, A. Piai Kde, A. M. Takayanagui, S. I. Segura-Muñoz: Aluminum as a risk factor for Alzheimer’s disease. In: Rev Lat Am Enfermagem. Band 16, Nr. 1, 2008, S. 151–157, doi:10.1590/S0104-11692008000100023, PMID 18392545 (Online).
Die britische Alzheimer-Gesellschaft vertrat am 30. Januar 2009 den medizinischen und wissenschaftlichen Standpunkt, dass die bis 2008 erstellten Studien einen kausalen Zusammenhang zwischen Aluminium und der Alzheimer-Krankheit nicht überzeugend nachgewiesen haben.46Alzheimer’s Society: Aluminium and Alzheimer’s disease. (PDF) In: The Learning Exchange. Juni 2002, abgerufen am 9. August 2019 (englisch).
Eine gesundheitliche Bewertung des Bundesinstitutes für Risikobewertung (BfR) aus dem Jahre 2005 sah keinen Zusammenhang zwischen der Aluminiumaufnahme aus Lebensmittelbedarfsgegenständen und der Alzheimer-Krankheit, ebenso wenig eine Aktualisierung aus dem Jahr 2007, jedoch wurde die Empfehlung abgegeben, vorsorglich keine sauren Speisen in Kontakt mit Aluminiumtöpfen oder -folie aufzubewahren.47Bundesinstituts für Risikobewertung: Keine Alzheimer-Gefahr durch Aluminium aus Bedarfsgegenständen (PDF; 8 Seiten, 65 kB), am 4. Oktober 2013. Die Ergebnisse einer Stellungnahme der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) zu Aluminium als Lebensmittelzutat (im Stoff E131), die im April 2013 veröffentlicht wurde, werden in einer neuen Stellungnahme des BfR berücksichtigt. Auch hier wird darauf hingewiesen, dass der Zusammenhang zur Alzheimer-Krankheit bisher nicht bewiesen ist, die geschätzte Aufnahmemenge von Aluminium bei täglicher Anwendung aluminiumhaltiger Antitranspirante liege aber über der wöchentlich tolerierbaren Menge der EFSA.48Bundesinstitut für Risikobewertung: Aluminiumhaltige Antitranspirantien tragen zur Aufnahme von Aluminium bei. (PDF; 15 Seiten), am 10. März 2014
Feinstaub
Eine Studie aus dem Jahr 2018 zeigt einen Zusammenhang zwischen Feinstaub (PM2,5) sowie Ozon (O3) und Alzheimer. Dabei wurden 203 Bewohner von Mexiko-Stadt untersucht. Es wurde u. a. die Häufigkeit von Tauopathien und Beta-Amyloid untersucht. Die Exposition gegenüber Feinstaub und Ozon über den USEPA–Grenzwerten kann der Studie zufolge mit einem erhöhten Alzheimer-Risiko in Verbindung gebracht werden.49Lilian Calderón-Garcidueñas et al.: Hallmarks of Alzheimer disease are evolving relentlessly in Metropolitan Mexico City infants, children and young adults. APOE4 carriers have higher suicide risk and higher odds of reaching NFT stage V at ≤ 40 years of age. In: Environmental Research, 164, 2018, S. 475, doi:10.1016/j.envres.2018.03.023.
Krankheitsverlauf
Senile Plaques und Mitochondrien-Störung
Im Gehirn von Alzheimer-Patienten bilden sich senile Plaques und fibrilläre Ablagerungen. Die Proteinablagerungen der Plaques bestehen im Wesentlichen aus dem Beta-Amyloid-Peptid. Die intrazellulär gelegenen Neurofibrillenbündel bestehen aus dem Tau-Protein. Dieses aggregiert zu Fibrillen, wenn es stärker als normal phosphoryliert, d. h. mit Phosphorsäureresten besetzt ist („Hyperphosphorylierung“). Es ist ungeklärt, ob diese Tau-Phosphorylierung sekundärer Natur oder krankheitsauslösend ist.
Quellen und Tiefen
- 1C. P. Ferri et al.: Global prevalence of dementia: a Delphi consensus study. In: Lancet, Band 366, Nr. 9503, Dezember 2005, S. 2112–2117, doi:10.1016/S0140-6736(05)67889-0. PMID 16360788. PMC 2850264 (freier Volltext).
- 2Elisabeth Stechl, Catarina Knüvener et al.: Praxishandbuch Demenz. Erkennen – Verstehen – Behandeln. Mabuse-Verlag, Frankfurt am Main 2012, ISBN 978-3-86321-038-0.
- 3R. Mahlberg, H. Gutzmann (Hrsg.): Demenzerkrankungen erkennen, behandeln und versorgen. Deutscher Ärzte-Verlag, Köln 2009, ISBN 978-3-7691-0563-6.
- 4Sabine Engel: Alzheimer und Demenzen. Unterstützung für Angehörige. Trias-Verlag, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-8304-3983-7.
- 5R. Mahlberg, H. Gutzmann (Hrsg.): Demenzerkrankungen erkennen, behandeln und versorgen. Deutscher Ärzte-Verlag, Köln 2012, ISBN 978-3-7691-0563-6.
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Hauptquellen der Texte und Materialien:
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