Kombucha

Reifer Kombucha-Ansatz. Die Kombuchakultur befindet sich gut sichtbar an der Oberfläche.

Kombucha ist ein Gärgetränk, das durch Fermentierung gesüßten Tees, z. B. Grünen Tees, mit einer Kombuchakultur (sogenannter Kombuchapilz bzw. Teepilz) hergestellt wird. Durch alkoholische Gärung baut der Kombucha-Pilz den Zucker zu Kohlenstoffdioxid und Ethanol ab. Der Alkoholgehalt variiert dabei zwischen 0,5 und 2 %.[1][2] Der Kombucha-Pilz ist allerdings kein eigenständiger Pilz, sondern eine Symbiose verschiedener Hefen (einzellige Pilze), genauer Ascomycota (Saccharomyces cerevisiaeSaccharomyces ludwigiiSchizosaccharomyces pombePichia fermentans u. a.) und Essigsäurebakterien (Acetobacter xylinumAcetobacter oxydans u. a.). Die Hefen vermehren sich im Kombucha ausschließlich vegetativ durch Knospung oder Spaltung. Sie bilden dabei eine weißliche, gallertartige Schicht an der Teeoberfläche, wobei sich obenauf immer wieder neue Schichten replizieren. Die Farbe kann abhängig von der verwendeten Teesorte von hellgrau über rosa bis dunkelbraun variieren. 

Zu Kombucha fermentierter Tee ist fein moussierend und schmeckt ein wenig süßsauer und gärig. Das Getränk wird kalt getrunken. [toc]

Name

Eine mögliche Quelle des Namens ist ein nicht vergorenes Algenteegetränk aus Riementang, einer Braunalge, die jap. 昆布 kombu genannt wird. Dieses Getränk trägt in Japan schon seit Jahrhunderten den Namen Kombucha (cha = 茶, Tee) und ist ein Algentee.[3]

Inhaltsstoffe und Wirkung

Bei der Vergärung bauen die Hefen den Zucker zu Kohlenstoffdioxid und Ethanol (etwa 0,5–2 %) ab und bilden zum Teil Glucuronsäure und Gluconsäure. Bei der Fermentation entstehen verschiedene Stoffwechselprodukte, die sich angeblich positiv auf das Wohlbefinden auswirken sollen, darunter EssigsäureMilchsäure,[4] andere organische Säuren und verschiedene Enzyme, die die Organismen an die Nährlösung abgeben. Kombucha enthält u. a. verschiedene Spurenelemente wie Zink und Mangan. Zu den nachgewiesenen Inhaltsstoffen gehören Vitamin B1B6B12 und C.[5][6] Der Stickstoff, der für die Synthese von Proteinen benötigt wird, wird durch das Bakterium Acetobacter nitrogenifigens[7] aus der Luft durch Stickstofffixierung gewonnen. Der bei der Herstellung verwendete Tee steuert lediglich Mikronährstoffe bei. Die entstehenden Säuren senken den pH-Wert des Getränks. Bis zum achten Tag nach dem Ansatz der Kultur ist Kombucha ein Gärgetränk mit leicht süßlichem Geschmack (abhängig von der Raumtemperatur), nach etwa 20 bis 30 Tagen handelt es sich um Essig. Bei industriell hergestelltem Kombucha wird die Gärung nach wenigen Tagen unterbrochen, Sirup zugefügt und das Getränk wird sterilisiert. Dabei werden alle noch existenten Hefezellen abgetötet. Industriell hergestellter Kombucha hat wenig mit dem ursprünglichen Kombucha zu tun.

Die dem Getränk zugeschriebene günstige Wirkung auf die Gesundheit des Menschen wird angeblich seit Jahrhunderten genutzt. Es finden sich seit dem frühen 20. Jahrhundert Quellen über seine öffentliche Beachtung in Europa.

Dem Kombuchagetränk werden eine ganze Reihe von Wirkungen nachgesagt, von denen die meisten bis heute nicht wissenschaftlich belegt sind. So soll es nach Ansicht von Alternativmedizinern insbesondere durch die Glucuronsäure bei der Entschlackung des Körpers helfen und das Immunsystem stärken.

Herstellung

 

Frisch angesetzter Kombucha. Die Kombuchakultur befindet sich zum Beginn des Gärvorganges unten im Gefäß.

Das Kombucha-Getränk wird traditionell aus starkem, gezuckertem Schwarz- oder Grüntee hergestellt.

Wie bei allen gezielten Vergärungen ist auch bei der Herstellung von Kombucha strikte Hygiene nötig. Sonst können sich unerwünschte, schädliche Mikroorganismen vermehren und ein gesundheitsschädliches Endprodukt produzieren. Bei einer ungewohnten Veränderung von Farbe und Geruch oder erkennbarer Schimmelpilzbildung muss die gesamte Kultur verworfen werden, um Gesundheitsrisiken auszuschließen.

Die Kombucha-Kultur kann sich durch Gasbildung aus der Flüssigkeit heben. Zur Vermeidung von Schimmelbildung muss der Pilz immer Kontakt zur Flüssigkeit haben. Anders als bei der Essigherstellung, wo die Essigmutter regelmäßig untergerührt wird, drückt man den Kombuchapilz leicht „unter Wasser“.

Das in der Kombucha-Kultur vorkommende Bakterium Gluconobacter oxydans wird in einem Verfahren dazu benutzt, Maltose zu Gluconsäure zu fermentieren, um das Getränk Bionade herzustellen.[8]

Bewertung

  • Kombuchagetränke enthalten, je nach Herstellung, mehr oder weniger Zucker. Daher sollte beim Konsum auf den Zuckergehalt geachtet werden. Rechtlich dürfen sie nicht als „Erfrischungsgetränke“ bezeichnet werden. „Wegen seines hohen Gehaltes einfach resorbierbarer Zucker ist Kombucha gerade für an Diabetes Erkrankte ein denkbar ungünstiges Getränk und daher nicht als regelmäßiger Durstlöscher zu empfehlen.“[9]
  • Der Alkoholgehalt von Kombuchagetränken darf nach den gesetzlichen Bestimmungen für alkoholfreie Getränke maximal zwei Gramm Alkohol pro Liter betragen. Das Bayerische Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz fand bei Untersuchungen von Kombuchagetränken höhere Werte, so dass die Getränke nicht mehr als alkoholfrei hätten bezeichnet werden dürfen.[10] Angegeben wird der Alkoholgehalt von den Herstellern mit 0,5 Prozent, was dem Wert von alkoholfreiem Bier entspricht. Selbst hergestellter Kombucha kann bis zu drei Prozent Alkohol enthalten. Für trockene Alkoholiker ist Kombucha wie jedes andere Gärgetränk wegen der Rückfallgefahr ungeeignet.[11]
  • Es liegen keine klinischen Studien zu möglichen Heilwirkungen von Kombucha vor. Lediglich Laborversuche geben Hinweise auf eine leichte antibiotische Wirkung.
  • Das bayerische Staatsministerium für Verbraucherschutz erklärt: „Nach Werbeaussagen von Herstellern sollen Kombucha-Getränke u. a. das ‚menschliche Wohlbefinden positiv beeinflussen‘, ‚körpereigene Abwehrkräfte unterstützen‘ oder für ‚die Stärkung des Immunsystems‘ sorgen. Allein von der Herstellungsart und Zusammensetzung lässt sich eine solche Wirkung jedoch nicht ableiten.“[10]
  • Die Verbraucherzentrale Niedersachsen erklärt in einer Stellungnahme: „Kombucha ist bei sachgemäßer Herstellung ein unbedenkliches Erfrischungsgetränk (…). Seine gesundheitlichen Wirkungen sind bestenfalls mit denen anderer fermentierter Lebensmittel wie Sauermilchprodukten vergleichbar, deren Mikroorganismen positiv auf die Darmflora wirken können. (…) Wissenschaftlich nachgewiesen sind lediglich leicht abführende und schwach antibakterielle Wirkungen, die auf den Gehalt an Essig- und Milchsäure zurückzuführen sind. Industriell hergestellter Kombucha wird aus Gründen der Haltbarkeit pasteurisiert. Dies tötet die Mikroorganismen im Gärgetränk ab – sie werden unwirksam.“[12]
  • „Kombucha ist ein mostähnliches Getränk auf Teebasis. Die Werbeaussagen über therapeutische oder gesundheitsvorbeugende Wirkungen sind wissenschaftlich nicht nachgewiesen“, urteilt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung. Auch zu möglichen probiotischen Eigenschaften der Kulturen gebe es keine Untersuchungen.[13]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1.  M. Remke: Kombucha soll plötzlich zu viel Alkohol enthalten. auf: welt.de, 13. November 2015.
  2.  Kombucha. auf: verbraucherzentrale.de, 19. Januar 2016.
  3.  Richard Hosking: A Dictionary of Japanese Food – 日本料理用語辞典 (英文): Ingredients & Culture. Tuttle Publishing, 1996, ISBN 0-8048-2042-2, S. 208.
  4.  J. Reiß: Der Teepilz und seine Stoffwechselprodukte. In: Deutsche Lebensmittelrundschau. 83, 1987, 286n290.
  5.  L. Komsta, M. Waksmundzka-Hajnos, J. Sherma: Thin Layer Chromatography in Drug Analysis. (= Chromatographic Science Series. 106). CRC Press, 2013, ISBN 978-1-4665-0715-9.
  6.  B. Bauer-Petrovska, L. Petrushevska-Tozi: Mineral and water soluble vitamin content in the Kombucha drink. In: International Journal of Food Science & Technology. 35(2), 2001, S. 201–205.
  7.  D. Dutta, R. Gachhui: Novel nitrogen-fixing Acetobacter nitrogenifigens sp. nov., isolated from Kombucha tea. In: Int J Syst Evol Microbiol. 56(Pt 8), Aug 2006, S. 1899–1903.
  8.  Des Sprudels Kern. In: Der Tagesspiegel. 3. Juli 2006, abgerufen am 12. September 2012.
  9.  nutriinfo.de: Kombucha – was ist das? (Memento vom 21. März 2005 im Internet Archive)
  10. ↑ Hochspringen nach:a b Bayerisches Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz: Gärgetränke, 11. März 2008.
  11.  Zur Rückfallgefahr von Alkoholikern
  12.  Verbraucherzentrale zu Kombucha (Memento vom 23. Juli 2015 im Internet Archive), 14. November 2014
  13.  DGE: Ist Kombucha ein Gesundheitselixir? (2000)

Literatur

  • Günther W. Frank: Kombucha – Das Teepilz-Getränk. Praxisgerechte Anleitung zur Zubereitung und Anwendung. Ennsthaler, 2002, ISBN 3-85068-304-4.
  • Günther W. Frank: Kombucha – Mythos, Wahrheit, Faszination. Das biologisch aktive Naturgetränk. Was es für Sie persönlich tun kann. Ennsthaler, 1999, ISBN 3-85068-555-1.

Weblinks

 Commons: Kombucha – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
WiktionaryWiktionary: Kombucha – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Stand vom Nov 15, 2019 @ 10:27 … “ → Wp

Hauptquellen der Texte und Materialien:
Internationale Wikipedias. Wurde evtl. ganz oder teilweise ins Deutsche übersetzt. Unter der Creative Commons Attribution-Share-Alike License 4.0 verfügbar; zusätzliche Bedingungen können gelten. Durch die Nutzung dieser Website erklären Sie sich mit den Nutzungsbedingungen und der Datenschutzrichtlinie einverstanden.

Weitere extensive und evtl. aktuellere Ausführungen finden Sie in den zitierten Wikipedia-Artikeln.