Eine Omega-6-Fettsäure kann das Risiko für eine bipolare Störung verringern
Eine genetische Veranlagung zu höheren zirkulierenden Spiegeln von Lipiden, die Arachidonsäure, eine mehrfach ungesättigte Omega-6-Fettsäure, enthalten, die in Eiern, Geflügel und Meeresfrüchten vorkommt, wurde mit einem geringeren Risiko für bipolare Störungen in Verbindung gebracht. Diese neuen Erkenntnisse ebnen den Weg für mögliche Lebensstil- oder Ernährungsinterventionen. … Die bipolare Störung ist eine schwächende Stimmungsstörung, die durch wiederkehrende Episoden von Manie und Depression gekennzeichnet ist. Obwohl die Ätiologie noch unklar ist, haben frühere Studien gezeigt, dass die bipolare Erkrankung in hohem Maße vererbbar ist. Die Ergebnisse dieser Studie deuten auf einen Zusammenhang zwischen der bipolaren Störung und veränderten Metabolitenwerten hin, was die Vorstellung unterstützt, dass zirkulierende Metaboliten eine wichtige ätiologische Rolle bei der bipolaren Störung und anderen psychiatrischen Erkrankungen spielen. … Durch Anwendung der Mendel’schen Randomisierung, einer leistungsfähigen Methode für kausale Schlussfolgerungen, identifizierten die Forscher 33 von 913 untersuchten Metaboliten im Blut, die mit der bipolaren Störung in Verbindung stehen, die meisten von ihnen Lipide. … Die Forscher fanden auch heraus, dass ein Gencluster für bipolare Störungen (FADS1/2/3), das für Enzyme im Zusammenhang mit dem Fettstoffwechsel kodiert, den Zusammenhang zwischen bipolarer Störung und dem Gehalt an Arachidonsäure und anderen Metaboliten vermittelt. … John Krystal, MD, Herausgeber von Biological Psychiatry, kommentiert die Ergebnisse wie folgt: „Arachidonsäure ist eine im Körper und im Gehirn weit verbreitete Omega-6-Fettsäure, die zur Gesundheit der Zellmembranen beiträgt. Diese Studie ist ein faszinierender Schritt vorwärts in dem Bemühen, Biomarker für das Risiko einer bipolaren Störung im Blut zu entwickeln, insbesondere bei Patienten mit bipolarer Störung und Risikogenvariationen im FADS1/2/3-Gencluster.“ … Dr. Stacey merkt an: „Interessanterweise beobachteten wir ein Muster, bei dem eine genetische Neigung zu höheren Werten von Lipiden, die eine Fettsäure-Seitenkette der Arachidonsäure enthalten, mit einem geringeren Risiko für eine bipolare Störung verbunden war, während das Umgekehrte für Lipide mit einer Linolsäure-Seitenkette galt. Da Arachidonsäure in der Leber aus Linolsäure synthetisiert wird, deutet dies darauf hin, dass die Synthesewege für Arachidonsäure für die bipolare Störung wichtig sind. … Da Arachidonsäure in der Muttermilch vorkommt, gilt sie als essentiell für die Entwicklung des Gehirns von Säuglingen und wird in vielen Ländern der Säuglingsnahrung zugesetzt. Daher könnte sie sich auf das Risiko einer bipolaren Störung auswirken, indem sie die neurologischen Entwicklungswege beeinflusst, was mit der heutigen Auffassung von der bipolaren Störung als einer neurologischen Entwicklungsstörung übereinstimmen würde. Arachidonsäure kann direkt aus Fleisch und Meeresfrüchten gewonnen oder aus Linolsäure in der Nahrung synthetisiert werden (z. B. aus Nüssen, Samen und Ölen). … Dr. Stacey schlussfolgert: „Unseres Wissens nach ist unsere Studie die erste, die eine mögliche kausale Rolle zwischen Arachidonsäure und bipolarer Störung aufzeigt. Präklinische Studien und randomisierte kontrollierte Versuche werden notwendig sein, um den präventiven oder therapeutischen Wert von Arachidonsäure-Ergänzungen zu bestimmen, vielleicht mit besonderem Augenmerk auf Menschen mit einem beeinträchtigten Arachidonsäure-Syntheseweg oder mit schlechten natürlichen Nahrungsquellen. Unsere Ergebnisse unterstützen auch potenzielle Möglichkeiten für gezielte Gesundheitsmaßnahmen, die sich auf die Ernährung im frühen Lebensalter konzentrieren, um sicherzustellen, dass Säuglinge und Kinder ausreichend Arachidonsäure und andere mehrfach ungesättigte Fettsäuren erhalten, um eine optimale Gehirnentwicklung zu fördern, was auch das Risiko einer bipolaren Störung verringern kann. Journal Reference: David Stacey, Beben Benyamin, S. Hong Lee, Elina Hypp√∂nen. A Metabolome-Wide Mendelian Randomization Study Identifies Dysregulated Arachidonic Acid Synthesis as a Potential Causal Risk Factor for Bipolar Disorder. Biological Psychiatry, 2024; DOI: 10.1016/j.biopsych.2024.02.1005 | https://www.sciencedaily.com/releases/2024/04/240430131841.htm
Die Darmmikroben des Vaters beeinflussen die nächste Generation
Forscher veränderten die Zusammensetzung der Darmmikrobiota bei männlichen Mäusen durch gängige Antibiotika, was zu einer so genannten Dysbiose führte, und fanden dies heraus: – Mäusewelpen, die von einem dysbiotischen Vater gezeugt wurden, weisen ein deutlich geringeres Geburtsgewicht auf und haben ein erhöhtes Risiko für Wachstumsstörungen und postnatale Sterblichkeit. … Folglich ist eine ausgewogene Darmmikrobiota in vielerlei Hinsicht wichtig für die Gesundheit von Säugetieren, z. B. für die Regulierung des Immun- und Hormonsystems. Dies wiederum wirkt sich auf die Physiologie des Gewebes im gesamten Körper aus. Bisher war jedoch wenig darüber bekannt, wie sich die Darmmikrobiota auf die Fortpflanzung des Wirtes auswirkt und ob eine veränderte Mikrobiota bei einem Vater die Fitness seiner Nachkommen beeinflussen könnte. … Die Forschenden analysierten daraufhin Veränderungen in der Zusammensetzung wichtiger Hodenstoffwechselprodukte. Sie fanden heraus, dass die Dysbiose bei männlichen Mäusen die Physiologie der Hoden sowie die Zusammensetzung der Metaboliten und die hormonelle Signalgebung beeinflusst. Zumindest ein Teil dieser Wirkung wurde durch Veränderungen des Spiegels des Schlüsselhormons Leptin im Blut und in den Hoden von Männchen mit induzierter Dysbiose vermittelt. Diese Beobachtungen legen nahe, dass bei Säugetieren eine „Darm-Keimbahn-Achse“ als wichtige Verbindung zwischen dem Darm, seiner Mikrobiota und der Keimbahn existiert. … „Wir haben beobachtet, dass generationsübergreifende Effekte verschwinden, sobald eine normale Mikrobiota wiederhergestellt ist. Das bedeutet, dass jede Veränderung der Darmmikrobiota, die intergenerationellen Effekte verursachen könnte, bei zukünftigen Vätern verhindert werden könnte“, sagte Peer Bork, Direktor des EMBL Heidelberg, der an der Studie beteiligt war. … In ihrer Arbeit entdeckten Hackett und seine Kollegen auch, dass Defekte der Plazenta, einschließlich schlechter Vaskularisierung und vermindertem Wachstum, häufiger bei Schwangerschaften mit dysbiotischen Männern auftraten. Die defekten Plazenten wiesen Merkmale einer häufigen Schwangerschaftskomplikation beim Menschen auf, der so genannten Präeklampsie, die zu einem beeinträchtigten Wachstum der Nachkommen führt und ein Risikofaktor für die Entwicklung einer breiten Palette von Volkskrankheiten im späteren Leben ist. Journal Reference: 1. Ayele Argaw-Denboba, Thomas S. B. Schmidt, Monica Di Giacomo, Bobby Ranjan, Saravanan Devendran, Eleonora Mastrorilli, Catrin T. Lloyd, Danilo Pugliese, Violetta Paribeni, Juliette Dabin, Alessandra Pisaniello, Sergio Espinola, Alvaro Crevenna, Subhanita Ghosh, Neil Humphreys, Olga Boruc, Peter Sarkies, Michael Zimmermann, Peer Bork, Jamie A. Hackett. Paternal microbiome perturbations impact offspring fitness. Nature, 2024; DOI: 10.1038/s41586-024-07336-w | Materials provided by European Molecular Biology Laboratory.
Hoffnungsträger mRNA-Impfstoffe: Neue Therapien für Infektionen, Krebs und Autoimmunerkrankungen – eine Übersicht
Berlin – Ihren bislang größten weltweiten Auftritt hatten mRNA-Impfstoffe zur Eindämmung der Corona-Pandemie. Aktuell wird intensiv zu vielen weiteren möglichen Einsatzgebieten für diese Vakzin-Technologie geforscht, der damit eine große Zukunft bevorstehen dürfte. Über Funktionsprinzip, Forschungsstand und Perspektiven berichtete Prof. Dr. Martina Prelog vom Universitätsklinikum Würzburg beim 25. Centrum für Reisemedizin-(CRM) Forum Reisen und Gesundheit in Berlin. … https://deutsch.medscape.com/artikelansicht/4913637
Mehr Pflanzen auf dem Speiseplan früher Jäger und Sammler
Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie
Lange Zeit ging man davon aus, dass Fleisch in der Ernährung der Jäger und Sammler vor dem Übergang zum Neolithikum eine wichtige Rolle spielte. Da es jedoch nur wenige gut erhaltene menschliche Überreste aus paläolithischen Fundstätten gibt, sind Informationen über die Ernährungsgewohnheiten der Menschen in der Zeit vor der Landwirtschaft rar. Eine neue Studie stellt diese Vorstellung nun in Frage und liefert überzeugende Isotopenbeweise dafür, dass frühe Jäger und Sammler aus Marokko vor 15.000 Jahren eine starke Vorliebe für pflanzliche Nahrung hatten. … Die Ergebnisse der Studie zeigen deutlich, dass die Ernährung dieser Jäger und Sammler viele Jahrtausende vor der Einführung der Landwirtschaft in der Region einen hohen Anteil an mediterranen Pflanzen enthielt. Archäobotanische Funde wie Eicheln, Pinienkerne und wilde Hülsenfrüchte aus der Fundstätte unterstützen diese Hypothese. Darüber hinaus deutet die Studie darauf hin, dass pflanzliche Nahrung auch Teil der Ernährung von Kleinkindern war und möglicherweise als Entwöhnungsnahrung diente. Dieser Befund ist von großer Bedeutung, da er zeigt, dass die Entwöhnung von der Muttermilch in vorlandwirtschaftlichen Gemeinschaften früher stattgefunden haben könnte, als für Jäger- und Sammlergesellschaften bisher angenommen. Originalpublikation: Zineb Moubtahij, Jeremy McCormack, Nicolas Bourgon, Manuel Trost, Virginie Sinet-Mathiot, Benjamin T. Fuller, Geoff M. Smith, Heiko Temming, Sven Steinbrenner, Jean-Jacques Hublin, Abdeljalil Bouzouggar, Elaine Turner & Klervia Jaouen Isotopic evidence of high reliance on plant food among Later Stone Age hunter-gatherers at Taforalt, Morocco Nature Ecology & Evolution, 29 April 2024, https://doi.org/10.1038/s41559-024-02382-z | Link Deutsch: https://idw-online.de/de/news832768
Antitumorale Mechanismen von Aspirin weiter aufgeklärt
Padova – Die langfristige tägliche Einnahme von Aspirin kann dazu beitragen, die Entwicklung und das Fortschreiten von Darmkrebs zu verhindern. Weitere Einblicke zu den immunologischen Mechanismen wurden nun in Cancer, einer Peer Review-Fachzeitschrift der amerikanischen Krebsgesellschaft (American Cancer Society) veröffentlicht (DOI: 10.1002/cncr.35297). Aspirin hat neben den entzündungshemmenden Effekten die Eigenschaft, bestimmte Aspekte der Immunantwort des Körpers gegen Krebszellen zu verstärken. https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/150927/Antitumorale-Mechanismen-von-Aspirin-weiter-aufgeklaert
Vitamin D stärkt über die Darmflora die Immunabwehr gegen Krebs
London – Die vermehrte Verfügbarkeit von Vitamin D in der Darmschleimhaut könnte die Wirksamkeit einer Immuntherapie gegen Krebserkrankungen etwa beim Melanom verstärken, wobei bestimmte Darmbakterien offenbar eine Vermittlerrolle haben. Dies zeigen…
Studie: Rezeptur von Babynahrung wirkt sich auf Darmflora aus
Technische Universität München
Positiver Effekt von Galacto-Oligosacchariden • Anreicherung mit Bifidobakterien bringt geringeres Ergebnis • Neuer Forschungsansatz für 24-stündigen Tag-und-Nacht-Rhythmus bei Darmbakterien Die Rezeptur von Säuglingsnahrung hat Auswirkungen auf die Darmflora von Babys. Das hat ein Team um Prof. Dirk Haller vom Lehrstuhl für Ernährung und Immunologie der Technischen Universität München (TUM) in einer Studie mit 210 Kindern herausgefunden. Mit Galacto-Oligosacchariden angereicherte Babynahrung sorgt demnach für eine höhere Konzentration an gewünschten Bifidobakterien im Darm, als Ersatznahrung, die direkt mit Bifidobakterien angereichert wurde. Originalpublikation: Nina Heppner, Sandra Reitmeier, Marjolein Heddes et al: “Diurnal rhythmicity of infant fecal microbiota and metabolites: A randomized controlled interventional trial with infant formula”, erschienen in Cell Host & Microbe, DOI: https://www.cell.com/cell-host-microbe/fulltext/S1931-3128(24)00058-1 | https://idw-online.de/de/news832660
Was im Gehirn passiert, wenn wir über Geld oder Nahrung entscheiden
Universität Bochum
Menschen treffen täglich Entscheidungen – von der Wahl des morgendlichen Outfits bis hin zum abendlichen Fernsehprogramm. Doch wie unterscheiden sich Entscheidungen, wenn es um lebenswichtige Nahrungsmittel im Vergleich zu Geld geht? Dieser Frage ist ein neurowissenschaftliches Forschungsteam der Ruhr-Universität Bochum nachgegangen. Unter der Leitung von Prof. Dr. Burkhard Pleger vom Berufsgenossenschaftlichen Universitätsklinikum Bergmannsheil untersuchte es, welche Mechanismen der menschlichen Entscheidungsfindung bei sogenannten primären Belohnungen wie Nahrungsmitteln im Gegensatz zu sekundären Belohnungen wie Geld zugrunde liegen. https://idw-online.de/de/news832664
Wie das Immunsystem von harmlosen Partikeln lernt
Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Unsere Lunge ist täglich den unterschiedlichsten Partikeln ausgesetzt – ungefährlichen genauso wie krankmachenden. Mit jedem Erreger passt das Immunsystem seine Antwort an. Selbst harmlose Partikel tragen dazu bei, die Immunantwort zu verbessern – das haben nun Forschende der Universität Bonn gezeigt. Die Ergebnisse wurden in Nature Immunology veröffentlicht. https://idw-online.de/de/news832674
Wie Gebäude das Mikrobiom und damit die menschliche Gesundheit beeinflussen
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Führende internationale Forschende unter Federführung von Kiel Life Science-Sprecher Professor Thomas Bosch von der CAU beschreiben eine völlig neue Dimension der Mikrobiomforschung und weisen auf die bislang kaum untersuchten Auswirkungen der Beschaffenheit von modernen Gebäuden auf die Mikrobenbesiedlung hin. … https://idw-online.de/de/news832683
Alles nur Käse?
Regensburg
Forschende der Universität Regensburg untersuchen psychologische Unterschiede zwischen Vegetarier*innen und Veganer*innen
Die Anzahl an vegetarisch und vegan lebenden Menschen nimmt immer mehr zu, weshalb sich auch die Wissenschaft verstärkt mit entsprechenden Themen beschäftigt. Vegetarier*innen und Veganer*innen sind sich zwar einerseits ähnlich, weil sie kein Fleisch und keinen Fisch konsumieren – womit sie sich von der Mehrheit der Gesellschaft deutlich unterscheiden. Andererseits unterscheiden sie sich aber auch untereinander, denn während Vegetarier*innen tierische Produkte wie Käse, Milch oder Eier konsumieren, vermeiden Veganer*innen alle Produkte, die tierischer Herkunft sind, also neben den entsprechenden Nahrungsmitteln auch Leder oder bestimmte Kosmetikprodukte. Die UR-Psycholog*innen Roland Mayrhofer, Lara Roberts, Julia Hackl und Katja Frischholz sind daher der Frage nachgegangen, wie sich diese Unterschiede zwischen Vegetarier*innen und Veganer*innen psychologisch erklären lassen. … Link Deutsch: https://idw-online.de/de/news832693